Frieden für die Ukraine?
Wer würde dies dem von Putin zerbombten Land und seinen gequälten Menschen nicht wünschen?
Obwohl anzuerkennen ist, dass US-Präsident Trump sich um Frieden bemüht, so zeigt doch Putin durch verstärkte Anschläge, dass er den Krieg nicht beenden will.
1. Trumps Verzicht auf seine Forderung nach Waffenstillstand.
Allerdings hat Trump seine Forderung nach einem Waffenstillstand, um das gegenseitige Töten zu beenden, nach dem Treffen mit Putin aufgegeben. Jetzt werde ein Friedensabkommen angestrebt. Das erscheint insofern bedenklich, als es Putins Spiel auf Zeitgewinn unterstützt, damit er den Krieg fortsetzen kann.
Diese Sorge wird durch die CNN-Analyse eines bedeutenden Sachkenners, des ehemaligen US-Botschafters in der Ukraine, William Taylor, bestätigt: *1)
- Wäre es das Ziel, sofort das Töten ukrainischer und russischer Soldaten sowie ukrainischer Zivilpersonen zu stoppen, würde dies durch Waffenstillstand erreicht werden können.
- Für einen dauerhaften Vertrag dagegen müssten die Unterhändler sehr komplizierte Themen klären: Wiederaufbau, Entschädigungen, die Festlegung neuer Grenzen. (rs: Auch das Problem der Sicherheitsgarantien für die Ukraine als Ausgleich für mögliche Gebietsabtretungen gehört zu den Inhalten eines Friedensabkommens, die Putin durch absurde Kontrollansprüche in diesem Prozess blockiert!) .
- Der Wechsel zu einer langfristigen Lösung, einem Abkommen, werde deshalb Zeit erfordern. Und wenn nicht gleichzeitig ein Waffenstillstand in Kraft ist, werden die Menschen weiterhin sterben.
- Warum sei ein langfristiges Abkommen so schwer zu realisieren? Weil die Russen die Ukraine als souveränen Staat ablehnen — die Ukrainer dagegen eine souveräne Nation sein wollen. Da kann es keine Übereinstimmung geben (“There’s no overlap in that.”)
- Deshalb habe er (rs William Taylor) nicht viel Hoffnung, dass die Ukraine und Russland die strittigen Fragen lösen könnten. Die Positionen beider Seiten seien zu weit von einander entfernt.
2. Putin verstärkt den Aggressionskrieg.
Dass Putin jedes Abkommen mit der Ukraine ablehnt (oder alsbald wieder brechen würde), wird auch durch seine neuerlichen Kriegsschläge deutlich.
Bekanntlich wurde unlängst zwischen der Ukraine und den USA ein Vertrag über den Abbau von mineralischen Rohstoffen (u. a. Graphit, Lithium, Uran, ´seltene Erden`) sowie von Öl, Erdgas, Gold und Kupfer durch US-Unternehmen geschlossen.
- Präsident Trump hatte solche Direktinvestitionen durch US-Bergbau-Unternehmen in der Ukraine als wirksame Sicherheitsgarantie vor russischen Angriffen gepriesen.
- Inzwischen habe auch die ukrainische Regierung geglaubt, dass die Präsenz von US-Unternehmen das Interesse der US-Regierung für die Sicherheit der Ukraine vor Russland festigen könnte.
Nun erfährt die Welt, das russische Raketen ausgerechnet eine US-Firma in der Westukraine in der Nacht zum Mittwoch, dem 20. August 2025, zerstört und 19 Menschen verletzt hätten. *2)
- CNN-Autor Stephen Collinson stellt dazu fest: Dass dieser Anschlag von Putins Russland geführt wurde, das gegen die Ukraine so ausgeprägt einen nationalistischen Symbolismus demonstriert, macht einen Zufall unwahrscheinlich. Diese Attacke könnte Präsident Donald Trumps Bemühungen um Frieden beenden.
- Ukraines Präsident Selenskyj betonte, dass die Russen genau wussten, auf welches Ziel sie die Raketen gerichtet hatten. „Wir glauben, dass dies ein gezielter Anschlag auf amerikanisches Eigentum hier in der Ukraine gegen amerikanische Investitionen war.“ *2)
Frieden für die Ukraine? Der fortgesetzte Terrorkrieg Putins lässt Frieden nur dann erwarten, wenn die USA und Europa einerseits die Militär- und Finanzhilfen für die Ukraine massiv steigern und andererseits die härtesten Sanktionen gegen Russland einschließlich seiner verbleibenden Handelspartner verhängen. Es erscheint fraglich, ob es dazu kommt.
3. Dringende Empfehlungen des IfW: Erhöhung der Ukrainehilfen.
Leider scheint es derzeit sogar „fraglich, ob die Geberländer ihr Unterstützungsniveau langfristig aufrechterhalten können.“ *3) Schon im März 2025 hatte das IfW (Institut für Weltwirtschaft — Ukraine Support Tracker) nach Trumps Absage weiterer US-Hilfen für die Ukraine dringende Empfehlungen für Europa ausgesprochen: *4)
- Die US-Finanzhilfe für die Ukraine zu ersetzen, sei zwar eine ehrgeizige, aber erreichbare Aufgabe für Europa. Europa müsste seine derzeitigen Finanzhilfen verdoppeln — auf € 82 Mrd. pro Jahr bzw. 0.21% der Europäischen Wirtschaftsleistung/Jahr (Bruttoinlandsprodukt, BIP). Dies sei durchaus kürzerfristig erreichbar, da bereits jetzt Länder wie Dänemark, die Baltischen Staaten, Schweden und Norwegen mehr als 0.3 % ihres BIP jährlich zur Verteidigung der Ukraine beitragen.
- Die US-Militärhilfe für die Ukraine zu ersetzen sei dagegen komplizierter. Zwar produziere die Verteidigungsindustrie Europas schon viele der benötigten schweren Waffen (Panzer, Artillerie, Munition, Gefechtsfahrzeuge). Um die US-Hilfe bei diesen Waffen zu ersetzen, müsse deren Produktion zügig und umfassend gesteigert werden. Ähnliches gelte für die Produktion und Lieferung von Drohnen. Raketenartillerie (Himars), Luftverteidigungssysteme (Patriot) und deren Munition seien für Europa jedoch schwerer zu beschaffen, um sie der Ukraine zu liefern. Auch im Bereich der militärischen Nachrichtendienste und Satellitenüberwachung des Gefechtsfeldes könnten die US-Fähigkeiten kurzfristig nur durch neue digitale Entwicklungsarbeit in Europa ausgeglichen werden.
Diese Aufgaben umgehend anzugehen, sei den IfW-Experten zufolge schon deshalb geboten, weil neben der dringenden Ukrainehilfe dadurch auch die militärischen Fähigkeiten Europas gestärkt würden. *4)
4. Fazit.
Die Staatsbürger Europas, nicht zuletzt die immer noch wenig problembewussten Deutschen, sollten ihre Regierungen drängen, diesen Empfehlung des IfW zur Kompensation der eingestellten US-Hilfen umgehend zu folgen.
Slawa Ukrajini — Ehre der Ukraine!
*1) More people will die if there’s no ceasefire during peace talks, former ambassador says. From CNN’s Tori B. Powell and Omar Jimenez. (CNN hebt hervor, Taylor sei auch „distinguished fellow at the Atlantic Council“). (Übertragung rs). Siehe unter: Trump shifts focus to Ukraine peace deal instead of ceasefire after Putin meeting. What we covered … By Nick Paton Walsh, Frederik Pleitgen, Kevin Liptak, Kit Maher, Laura Sharman, Chris Lau, Adam Cancryn, Sophie Tanno, Billy Stockwell, Catherine Nicholls, Tori B. Powell and Olivia Kemp, CNN. Updated 8:42 AM EDT, Sun August 17, 2025; https://edition.cnn.com/politics/live-news/trump-putin-meeting-news-08-16-25
*2) A week after Trump embraced Putin, the Ukraine peace effort is going nowhere. Analysis by Stephen Collinson; 22.08. 2025; https://edition.cnn.com/2025/08/22/politics/trump-putin-zelensky-ukraine-war-analysis
*3) Institut für Weltwirtschaft (IfW). Universität Kiel. News. Ukraine Support Tracker: Europa jetzt führender Geldgeber für Waffenproduktion für die Ukraine. 12.08.2025; https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/aktuelles/ukraine-support-tracker-europa-fuehrend-bei-waffenproduktion-fuer-die-ukraine/
*4) IWF Kiel. Ukraine Aid: How Europe Can Replace US Support. Giuseppe Irto, Ivan Kharitonov, Taro Nishikawa, Christoph Trebesch. KIEL POLICY BRIEF NO. 186 | MARCH 2025; https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/fis-import/c3f6146b-52c8-40d4-8e3e-78002913cb18-KPB_186_final_Version.pdf. S. 4 f. u. S. 26.