Abgründe …

Eigentlich unnötig zu bemerken, dass hier nichts, aber auch gar nichts zugunsten von Herrn zu Guttenberg gesagt werden soll. Denn die wirkmächtigste Aktion, ihn in Amt und Würde zu halten, war gestern im Deutschen Bundestag zu besichtigen.

Es waren drei Herren und eine Dame!

Zunächst die Abgeordneten Trittin und Lauterbach, die ohne Zweifel die Spitze der Intelligenzpyramide unseres Parlaments bilden!

Ich traute meinen Augen und Ohren nicht. Solch maßloses Herausschreien ohne jede Hemmung von „Lügner, Betrüger, Hochstapler“, begleitet von bizarrer Fuchtelei! Geradezu atavistische Ressentiments schienen sich in einer Choreographie des Hasses zu entladen.

Zwei Schlüsse aus diesen Auftritten: Erstens, eine Gruppe von Fachleuten möge den TV-Mitschnitt in Zeitlupe zehnmal betrachten und dann eine Analyse abgeben. Zweitens, als Wunsch, ein Talent von der Statur Karl Valentins möge erscheinen und als Imitator die Vorstellung Trittins und Lauterbachs im Karneval testen.

Doch das Übelste kam danach. Der Abgeordnete Dietmar Bartsch (Die Linke) meinte sagen zu müssen, früher habe der Adel gewusst, was er in solchen Fällen zu tun hatte. Nun hatte das System, dem dieser Herr entsprang, bekanntlich dem Adel die Möglichkeit des Rückzugs auf die Güter genommen. Somit konnte diese Aussage nur als öffentliche Aufforderung gedeutet werden, sich die Kugel zu geben.

Und über alledem thronte ungerührt als amtierende Präsidentin des deutschen Parlaments Frau Göring-Eckardt. Wie vereinbart sie diese Haltung mit ihrem hohen Kirchenamt? Doch das möge entscheiden, wer solche Kombination von Religion und Politik mit der Kirchensteuer unterstützt.

Hätten sich diese Szenen in dem weitgehend unprätentiösen Bundestag der Bonner Republik abspielen können? Zweifel kommen da auf. Jedenfalls lässt sich jetzt eines nachvollziehen: Bei „den Leuten“, wie die neue „politische Klasse“ der Berliner Republik gern sagt, liegt die Zustimmung um die 70 %, dass Herr zu Guttenberg im Amt bleibt.