Common Sense für USA!

Die Sorge um den Budget-Konflikt in den USA ergreift die ganze Welt. Hier helfen wohl nur noch transatlantische Bemühungen um Mäßigung. Republikaner, blickt doch mal nach Deutschland!

Auf deutsche Dialogkultur zwischen den politischen Lagern. Hier ist ein fiktiver Dialog. Nach hartem Wahlkampf.

Angela Merkel, Sigmar Gabriel, Peer Steinbrück die Hauptpersonen.

Peer zu Sigi: Mensch, beeil´ Dich, Du hast vielleicht die Ruhe weg, Mutti wartet schon.
Sigi zu Peer: Denk dran, Peer, bei Mutti müssen wir uns wie Erwachsene benehmen. Reiß´ Dich mal zusammen.
Peer: Da ist sie schon. Na, Angie, Du alte, leere Schach … Tschuldigung, ich meinte natürlich, jetzt packen wir die Inhalte in die leeren Schachteln.

Angie lächelt, guckt zum Himmel.
Sigi: Angie, Du kennst ihn ja. Und mich kennst Du als Herrn von Stil und Form.
Angie: Jungs, wie schön, Euch zu sehen! Ganz in alter Frische. Sigi, wunderbar, dass Du immer erst gegen Mittag kannst. Da habe ich schon den halben Tag regiert. Ah, die Aperitifs. Zum Wohl, Ihr Lieben, und herzlich willkommen.

Ähnlich ging es auch in den USA vor fast 50 Jahren zu. Der Demokrat Lyndon B. Johnson hatte gegen den Kandidaten der Republikaner, den Begründer der radikalen Konservativen Bewegung, Barry Goldwater, einen Erdrutsch-Sieg errungen. Der Demokrat Hubert Horatio Humphrey wurde Vizepräsident der USA.

Hier ist Art Buchwalds *1) Protokoll des Dialogs zwischen Lyndon, Barry und Hubert Horatio nach hartem Wahlkampf.

Lyndon zu Barry: Was sollte das dumme Geschwätz, das Du über den moralischen Verfall in Amerika vom Stapel gelassen hast?
Barry: Ich wollte Dir nur ein bisschen Angst machen, Lyndon. Ich bekam die Leute so weit, dass sie dachten, wir würden alle zur Hölle fahren.
Lyndon reicht Barry ein Glas Bourbon: Es war wirklich lustig.
Barry nimmt einen ordentlichen Schluck und schaut seinen Freund herzlich an: Mir wird der Wahlkampf fehlen, Lyndon.
Lyndon: Mir auch, Barry. In den letzten acht Wochen hatten wir viel Spaß.
Barry: Ich könnte mich nicht erinnern, dass ich mich je so amüsiert hätte.
Hubert Horatio tritt ein. Stürzt sich auf Barry und schüttelt ihm lange die Hand.
Barry lachend: Horatio, Du nichtsnutziges radikales, sozialistisches Opfer der Demokraten, wie geht es Deiner Frau?
Hubert Horatio: Großartig, Du rechtsextremer Sohn eines John Birch. *2) Wie geht es Peggy?
Barry: Fein! Kinder, es ist wundervoll, dass wir drei wieder beisammen sind.
Lyndon und Hubert blicken ihren Freund liebevoll an und erheben das Glas.
Lyndon: Auf Dein Wohl, Barry, Menschen wie Du sind heutzutage selten.

Und heute scheint in den USA Hass zwischen den Lagern zu herrschen. Vor allem die Republikaner scheinen von den Tea-Party-Extremisten getrieben.

Hoffen wir auf Common Sense in den USA. Zurück zu Art Buchwald, Lyndon, Hubert Horatio und Barry. Zurück in die Zukunft!

*1) Art Buchwald, Das ist Freundschaft. In: Art Buchwald, Nein, meine Klappe halt ich nicht! S. 8 f. Fischer. Frankfurt a. M. Hamburg. Mai 1970.

*2) John Birch, von chinesischen Kommunisten im Kalten Krieg ermordeter amerikanischer Missionar. Nach ihm wurde die 1958 gegründete rechtsradikale amerikanische John Birch Society benannt (s. Wikipedia). Im amerikanischen Original klingt die freundliche Anrede eher wie „son of a bitch“. Da verliert die Übersetzung an Lebensnähe.