Entwicklungspolitik und Familienplanung.

Heute war wieder Gelegenheit, das Wirken der Inquisition für politisch Erlaubtes zu bestaunen. Im TV-Presseclub.

Nur dies kann ich kommentieren; die sachliche Richtigkeit der angeführten Positionen möchte ich nicht diskutieren.

Da meinte Herr Gierth, DLF, dass die Bundesrepublik Deutschland ihre abnehmende Bevölkerung nicht durch Zuwanderung in Sozialsysteme lösen könne, sondern qualifizierte Fachkräfte benötige. Darauf schien Frau Christiane Grefe, DIE ZEIT, nur gewartet zu haben: Es sei ein Skandal, wie afrikanische Migranten von Europa behandelt würden. Herr Gierth hatte sich zwar nicht für schlechte Behandlung afrikanischer Flüchtlinge ausgesprochen, aber nun war sein Beitrag durchgefallen.

Besagter Journalist beging einen weiteren „Fauxpas“. Er zitierte Studien, nach denen afrikanische Frauen nicht wünschten, mehr als drei Kinder aufzuziehen, diese aber gesund und mit guten Chancen im Leben. Deshalb plädierte er für Unterstützung der afrikanischen Frauen bei Bildung und Familienplanung. Wieder: Bedenken der Runde, ob die Europäer, die selber mit Familienpolitik ihre Geburtenrate erhöhen wollten, das moralische Recht hätten, anderen Ländern bei der Geburtenbegrenzung zu helfen.

Dann der übliche Dialog der Runde mit Anrufern. Da kam, wohl unerwartet, das Telefonat einer jungen Biologin. Es war übrigens einer der eher seltenen Anrufe, der wie gewünscht eine Frage artikulierte, statt Vorurteile abzulassen.

Die Biologin warf die folgende Frage auf: Sei die Förderung von Familienplanung in Afrika – im Hinblick auf das nachhaltige Gleichgewicht des Planeten Erde – nicht eine entwicklungspolitische Pflicht Europas? Und damit gar nicht unter dem Aspekt moralischen Rechts zu diskutieren?

Nicht nur war dies eine der wenigen präzisen Frage an die Runde. Es war auch der einzige Anruf, der vom Moderator sofort übergangen und nicht mit einer Antwort aus der Runde gewürdigt wurde.

Das ist die harte Hand unserer TV-Inquisitoren.