Rule Britannia!

Die Tagesschausprecherin kündigte uns die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele an:

„Pompös“ sollte sie werden. Diese journalistische Leistung als nicht olympiareif zu bezeichnen, dürfte britischen Maßstäben für „understatement“ entsprechen.

Das Feuerwerk an choreographischen Ideen, mit dem das Vereinigte Königreich sich der Welt als Gastgeber vorstellte, ließ nur staunen.

Ich muss mich an Christian Dietrich Grabbe halten, um Worte zu finden, diese Kreativität zu würdigen. Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, in rasantem Wechsel beherrscht, zeigten wie vielfältig das Land ist, wie erfinderisch seine Menschen sind.

Von der Dampfmaschine, der industriellen Revolution, der Arbeiterfrage bis zum world wide web, von Alice in Wonderland, den Beatles, bis Harry Potter – Bilder und Melodien rasten durch die Zeit.

Welcher Kontinent hat je Humor so tanzen sehen: die Queen, letzter Blick auf die Corgis, und dann mit James Bond, nach Ihnen bitte, am Fallschirm aus dem Helikopter gesprungen.

Oder die Ironie und tiefere Bedeutung im gestischen Dialog der Dirigenten Sir Simon Rattle und Mr. Bean zu Chariots of Fire. Grämt sich dieses Land über seine Position im Medaillen-Spiegel?

Gefangen in unserer Begriffswelt Krankenhaus und Krankenversicherung, war den Reportern nachzusehen, wenn sie den tanzenden Nationalen Gesundheitsdienst, Personal und Patienten, vor allem Kinder, etwas überrascht kommentierten.

Die Botschaft des Ereignisses: Shakespeares „Be not afeared; the isle is full of noises, sounds and sweet airs, that give delight and hurt not.“ Freude sei stärker als Leid.

Bundespräsident Johannes Rau, ein Freund Großbritanniens, bat einmal eine Gruppe von Kindern: Singt doch das Lied „Froh zu sein, bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König.“ Er hatte das Wesen der britischen Kultur tief verstanden.