Staatssekretärin Chebli, Berlin.

Das Interesse in Medien an Frau Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD), Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund, ist insofern zu Recht groß, als es einer ungewöhnlich profilierten Persönlichkeit gilt.

In der deutschen Politik, speziell in der Sozialdemokratie, gilt Aufstieg durch Profilierung als eher riskanter Weg: Intelligenz, Bildungs- und Leistungswille, hohes kulturelles Niveau, kontrovers debattierte politische Positionen würden hier besser verborgen hinter unauffällig-anpasserischem Dienst in Seilschaften.

Wer sich über den Lebensweg von Frau Chebli informiert hat, kann deshalb ihre Persönlichkeit als herausragende Bereicherung des sozialdemokratischen Führungspersonals werten.

In ihren beruflichen Funktionen hat sich Frau Chebli offenbar durch fachliche und politische Urteilskraft ausgezeichnet.

Frau Chebli wird auch als hohes Verdienst anerkannt, eine bedeutende integrationspolitische Idee durch konzeptionelle und organisatorische Leistung realisiert zu haben: der Verein JUMA e.V. strebt unter dem Leitbild „Jung-Muslimisch-Aktiv“ an, gläubige Musliminnen und Muslime für aktive Teilhabe in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu motivieren.

Wer sich wie Frau Chebli so durch Leistung und eigene Ideen profiliert, darf sich in der deutschen, speziell der sozialdemokratischen Politik über „Parteifreunde“ nicht wundern.

Frau Cheblis besonderer „Parteifreund“ scheint ihr Parteigenosse Erol Özkaraca zu sein, Anwalt und ehemaliger Abgeordneter aus Neukölln. *1) Nach Presseberichten zähle er wohl die verschleierten Frauen im „Arbeitskreis Muslime in der SPD“ und buche die auf das Konto von Frau Chebli.

Und damit zurück zum öffentlichen Interesse an dieser erfolgreichen, jungen, deutschen Politikerin — immer mit dem etwas giftig eingestreuten Unterton zwischen Verrat (seitens der Sympathisanten des politischen Islam) und Verdacht (seitens der allzeit bereiten politischen Heuchler jeder Couleur).

• „Wie nah steht die neue Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli dem politischen Islam?“ — muss die Journalistin Mariam Lau ohne besonderen Anlass ergründen.

• „Zur Person Sawsan Chebli: Unter Beobachtung“ — so meinte die Südwest Presse aus Baden-Württemberg noch vor drei Jahren, Frau Chebli in ihrer außenpolitischen Führungsposition vorstellen zu müssen.

• Und so geht es querbeet durch die Presse: „Wirbel. Ärger. Wer ist die Frau?“

Religion ist vor allem Privatsache. Kümmert euch um die Leistung unserer Politiker und Politikerinnen.

Wer könnte nicht Frau Chebli und ihren Mann verstehen, wenn sie sich in New York wohl fühlen: „Sobald sie am Flughafen ankommen, fühlen sie eine Last von sich abfallen. Dort wird Chebli nicht angestarrt, zum „Alien“ gemacht, wie sie das mal genannt hat. Dort sagt man einfach „Darling“ zu ihr. Wie zu allen anderen auch.“ *1)

*1) Sawsan Chebli. „Ich, eine Islamistin? Schauen Sie mich doch an!“ Wie nah steht die neue Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli dem politischen Islam? Eine Begegnung. Von Mariam Lau. DIE ZEIT Nr. 5/2017, 26. Januar 2017.

*2) http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/zur-person-sawsan-chebli_-unter-beobachtung-6943076.html.

**) Man verstehe bitte, dass ich lieber zu Frau Staatssekretärin Chebli schreibe als etwa zu SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz, trotz dessen aktueller Relevanz. Martin Schulz übermittelt in die USA, dass sie dort mit einem Außenminister Gabriel reden, der noch gerade ein halbes Jahr Amtszeit hat. Denn Schulz, vermeintlich Bundeskanzler in spe, verfügt schon über den Außenminister-Posten nach der Bundestagswahl im September: „Ich glaube, dass ich Sigmar in diesem Punkt enttäuschen muss … möglicherweise (wird) ein Koalitionspartner den Posten des Außenministers beanspruchen.“ Hoffentlich ist Sigmar Gabriel gleichgültig gegenüber der zuweilen ärgerlichen Vielrederei seines Parteichefs.

Vgl.: SPD-Kanzlerkandidat. Schulz distanziert sich von Agenda 2010. 4. Februar 2017. Quelle: ZEIT ONLINE.