Transatlantische Brunnenvergifter.

„Erstaunlich, was dem Fraktionschef der Grünen alles zu Edward Snowden einfällt. Zusammen mit Thomas Oppermann (SPD) belebt Jürgen Trittin den alten bösartigen Antiamerikanismus deutscher Prägung.“

Diesem Urteil Henryk M. Broders kann ich nur zustimmen (welt.de, 13.07.2013).

Die Haltung dieser beiden Herren ist auch Resultat ihres Mangels an politischer Führungsqualität. Da sie in den Wind wittern und windig das bedienen, was Bürger derzeit auf der Strasse erleben können. Wo eine Gruppe zusammensteht, meist ältere Herren, hörte man Variationen zum Thema: „Die Amis wollen uns versklaven“.

Daher werden nicht wenige Leser die Verachtung Broders in der Sicht auf diese beiden Politiker teilen. Denn was die treiben ist nicht nur anpasserischer Opportunismus an solche Einstellungen, sondern schlimmer: das Schüren derartiger Einstellungen.

Das betreiben beide seit langem. Damit sind sie politisch groß geworden. Und das merkt man in dem konformistischen Milieu, das sie seit langem bedienen.

Ihre Einflüsterungen reichen bis ins politische Vorfeld, wo ich am 12. September 2001 die Worte hörte: „Terroristen fallen nicht vom Himmel“. Das halte ich deshalb fest, damit niemand glaube, „der alte bösartige Antiamerikanismus deutscher Prägung“ (H.M. Broder) sei eine transitorische Erscheinung, die sich auf die Älteren beschränke. Nein, der ist unter deutschen Linken verbreitet, gleich ob alt oder jung.

Zum Glück greift diese Haltung nicht auf die Mehrheit deutscher Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen über. Diese Menschen hören lieber amerikanischen Sängern zu als antiamerikanischen Gesängen unserer Linken.

Dennoch sollten Institutionen politischer Bildung für das linke Umfeld ein transatlantisches Bildungsprogramm entwerfen:

Thema: „Wofür haben die Deutschen heute den USA zu danken?“

Sitzung 1: Befreiung von der Naziherrschaft.

Sitzung 2: Aburteilung der Verbrecher in den Nürnberger Prozessen.

Sitzung 3: Amerikanische Hilfe beim Überleben in Deutschland nach dem Krieg: Care-Pakete, Marshallplan.

Sitzung 4: Schutz Westdeutschlands vor der UdSSR, Verteidigung  Westberlins durch die Luftbrücke 1948.

Sitzung 5: Integration der Bundesrepublik Deutschland in die westliche marktwirtschaftliche Gemeinschaft.

Sitzung 6: Integration der Bundesrepublik Deutschland in das westliche Sicherheitsbündis NATO und damit Sicherung des Überlebens im Kalten Krieg.

Sitzung 7: John F. Kennedys Worte 1963 „Ich bin ein Berliner“ – Bedeutung für die Sicherheit Westberlins.

Sitzung 8: Unterstützung der Ostpolitik Willy Brandts und des Helsinki-Prozesses.

Sitzung 9: Präsident Ronald Reagans Rede am 12. Juni 1987 am Brandenburger Tor: „Mr. Gorbachev, open this gate. Mr. Gorbachev, tear down this wall! Yes, across Europe, this wall will fall. For it cannot withstand faith; it cannot withstand truth. The wall cannot withstand freedom.“

Sitzung 10: Fall des Eisernen Vorhangs, Wiederherstellung der deutschen Einheit unter der Führung des Präsidenten George Herbert Walker Bush.

Sitzung 11: Gegenüber europäischem und deutschem Versagen Rettung unzähliger Menschen vor unserer „Haustür“. Intervention in Bosnien und Durchsetzung des Dayton-Abkommens 1993 – 1995 durch die Führungskraft des Präsidenten Bill Clinton.

Sitzung 12: Kampf gegen den internationalen Terrorismus bei sehr begrenztem Engagement Europas und Deutschlands.

Dem ersten Schritt einer transatlantischen Bildungsreihe sollten selbstverständlich auch Themen folgen, in denen kontroverse Sichtweisen und Interessen behandelt werden.

Dieser Vorschlag zur politische Bildung für Herrn Oppermann, Herrn Trittin und ihr Schüler-Umfeld ist nicht nur Satire. Diesen Vorschlag für transatlantische politische Bildung mache ich aus einem weiteren Grund.

Wir Deutschen unterliegen ungefragt – sogar Gebühren zahlen wir dafür – dem durchaus aufgeblasenen Drang mancher Herrscher des TV-Bildschirms, uns zu „orientieren“.

Erst wenige Wochen ist es her, dass ich im TV Präsident Ronald Reagan und seine unvergesslichen Worte am Brandenburger Tor wahrnahm.

Und dazu – eingeblendet – ein bekannter Herr des TV. Mit abfälliger Miene. Mit unwürdiger Mimik, ohne Worte suggerierte er uns zum Bild des Präsidenten Reagan: Seht doch, komplett gaga!

Ein hochgeehrter Herr des TV. Zwar im Ruhestand. Hat jedoch nicht wenige TV-Schüler geprägt. Die Drohung in den Medien: Der Publizist bleibt.

Und mit ihm und Gleichgesinnten das subtil gesteuerte Klima transatlantischer Brunnenvergiftung.

Nachtrag 6.11.2013: Nach der siebten Nachfrage “Wer ist gemeint?“ hier nun der Name: Jürgen Engert.