Wut auf GRÜNE.

Beginnen wir mit einem verbürgt wahren Vorfall in einer rheinischen Stadt. Mit der Unterhaltung zweier Handwerker, die nur leicht überarbeitet ist.

Vor einem Geschäft wartend, sehe ich einen kräftig gebauten Herrn im Rentenalter, der mit einem älteren Lieferwagen auf einen Parkplatz fährt. Mittags, gegen 14.00 Uhr in voller Sonne bei 40 Grad Hitze, beginnt der Herr mit seiner Arbeit, Werbeflächen oder Schaufenster zu reinigen.

Harte Arbeit. Die farbige Plastik-Werbewand ist etwa drei mal drei Meter groß. Zum Schutz vor Vandalismus ist sie ab ihrer unteren Kante vier Meter hoch über dem Boden an der Hauswand befestigt.

Unser Reinigungsmann hat erkennbar die üblichen Gelenkprobleme, die das Alter mit sich bringt — Knie und Ellenbogen bandagiert. Muss sich recken, drehen und wenden, um mit dem über vier Meter langen Stiel des Wischer-Besens die Werbewand sorgfältig abzuwaschen.

Er führt danach ein erbittertes Gespräch mit einem anderen Handwerker, den er offenbar kennt. Er macht sich Sorgen um sein Geschäft. Darf er mit seinem alten Diesel-Lieferwagen künftig noch in die Innenstädte? Einen neuen Öko-Wagen geben die schmalen Erträge seiner Arbeit nicht her. Beide Handwerker wettern gegen die GRÜNEN.

Unser Reinigungsmann: In meinem Berufsleben ist die Menschheit, die CO2 ausatmet, um 3 Milliarden gewachsen. *1) Dazu das Vieh, von dem alle leben. Die Umwelt-Auflagen für den Lieferwagen und unser Häuschen werden immer kostspieliger. Warum müssen wir so belastet werden, um angeblich die Welt zu retten? Alles treiben diese verdammten GRÜNEN vor sich her.

Der andere Handwerker lacht: AKWs sollen weg, nur bei uns, nicht bei den Franzosen und nicht im Osten. Kohle soll auch noch weg, und das mit Gewalt und Terror. Mit Windrädern versauen sie die Landschaft. Das passt den GRÜNEN dann auch wieder nicht. Und schon gar nicht die Stromleitungen für die Windräder auf See, wo es wenigstens bläst. Höchste Zeit, das wir alten CO2-Ausatmer entsorgt werden. Auf uns hört sowieso keiner mehr.

Nicht ohne Humor verlief das Gespräch, typisch Rheinland. In meiner norddeutschen Heimat habe ich schon weit härtere Worte gegen die GRÜNEN vernommen. Von Handwerksmeistern oder solo-selbständigen Arbeitskräften, die überall in unserer Gesellschaft das erledigen, was Wohlhabende eher ungern anfassen, selbst im eigenen häuslichen Bereich. *2)

Jenen das Zupacken gewohnten Männern und Frauen gehört seit Kindertagen meine Zuneigung. Als Verwandter und bei Arbeit in Ferien habe ich ihre Art und ihr Leben kennen und schätzen gelernt.

Vielen GRÜNEN und ihrer politischen Klientel — oft wohlhabende Ältere und/oder häufig in öffentlichen Diensten gut situierte Menschen — scheint das Verständnis zu fehlen für jene Handwerker und Solo-Selbständigen in Produktions- und Service-Bereichen, wo körperliches Schuften verlangt wird. Das missfällt vor allem an den radikaleren GRÜNEN.

Die auf dem Parkplatz beobachtete Abneigung der beiden Handwerker gegen die GRÜNEN teilen nicht wenige Bürger. Obwohl sie die wissenschaftlichen Befunde zum Klimawandel nicht bezweifeln und die daraus resultierende aktive Klimapolitik befürworten.

Dennoch scheint es an der Zeit, den GRÜNEN den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entgegen zu halten. Gegen immer neue Einfälle für ihr anmaßendes Profil als Retter der Schöpfung und des Planeten Erde — vom Schutz der gefährlichen Wölfe bis zur Quälerei mit Auflagen, die Betriebe, Fleischesser, Autofahrer oder Häuslebauer belasten.

Das kann zum einen bedeuten, Mäßigung der GRÜNEN gegenüber den Belangen unserer Industriegesellschaft und ihrer körperlich hart arbeitenden Menschen einzufordern. Und wenn Appelle nicht reichen, dann durch Nicht-Wählen dieser Ska Keller- und Anton Hofreiter-Partei! Gerade von diesen beiden Spitzen-GRÜNEN schienen unsere Handwerker am meisten zu befürchten, obwohl sie eher noch pragmatisch und umweltpolitisch sehr kompetent wirken.

Unerträglich wirkt der durch die GRÜNEN geförderte hochtrabende Anspruch auf das Patronat für Gottes Schöpfung und die Rettung der Erde. Schon der Blick auf die Freitags-Demonstrationen zeigt, wie die GRÜNEN diese Anmaßung ermutigen, die sicher zu Ihrem Aufschwung in politischen Umfragen beiträgt.

Ein Wirtschaftsprofessor nutzt diese grüne Konjunkturwelle und will sich öffentlich als Kritiker des wirtschaftlichen Wachstums und Vertreter der Nachhaltigkeit profilieren. Er versteigt sich zu dem lächerlichen Aufruf, „dass ich meinem Nachbarn sage, hör mal, warum hast du eine Kreuzfahrt gebucht, wer gibt dir das Recht, einen SUV zu fahren, warum musst du eine Flugreise in den Skiurlaub auch noch tätigen. Das muss in Familien, das muss an Schulen, das muss in allen öffentlichen Institutionen, allen Gesprächen, allen Wirtshäusern Thema sein.“ *3) Prof. Paech sollte selbst keinesfalls seiner Empfehlung folgen, sich mit solchen Thesen in Wirtshäuser zu wagen, es sei denn mit Leibwächter, falls er auf unsere Handwerker trifft.

Wen wundert, dass die GRÜNEN zu solcher Aufdringlichkeit ermutigen. Ihr Bundestagsabgeordneter Dieter Janecek fordert die “Debatte über klimaschädliche Lebensstile“ und setzt damit das Treiben des Prof. Paech auf politischer Bühne fort.

Zwei Herren, die — im Unterschied zu Prof. Paech, MdB Janecek und auch zu mir — lebenslange körperlich harte Arbeit gewohnt sind, habe ich als etwas rabiate Gegner der GRÜNEN erlebt. Ihnen gilt meine Sympathie. Gerade wegen der beiden Nachhaltigkeits-Apostel auf dem “moral highground“.

Auch mit ihrer Wut auf die GRÜNEN.

*1) Der Herr hat recht: Die Weltbevölkerung umfasste Mitte der 1970er etwa vier Milliarden, heute erreicht sie über 7 Milliarden. Quelle: Historische Entwicklung der Weltbevölkerung; https://de.wikipedia.org/wiki/Weltbevölkerung.

*2) Nur typisch Rheinland? Frau Bettina weist ihren Ehemann, Herrn Müller-Magerwitz, auf das klemmende Haustürschloss hin. Der: Heiße ich etwa Schlosser? Und macht nichts. Am nächsten Tag zeigt sie ihm einen angebrochenen dicken Baumast, der abgesägt werden muss. Er: Heiße ich etwa Gärtner? Und macht nix. Am dritten Tag bemängelt Frau Bettina, dass die eindrucksvolle Lampe neben der Haustür nicht leuchtet, er möge doch die Birne wechseln. Herr Müller-Magerwitz: Heiße ich etwa Lampe? Und er macht wieder nichts.

Nach einer Woche kommt er abends nach Hause und merkt, das Haustürschloss flutscht, der brüchige Ast ist weg, die Lampe neben dem Eingang strahlt wie Frau Bettina.

Müller-Magerwitz fragt: So wie du mein Geld für deine Klamotten raushaust, was konntest du eigentlich deinem Helfer noch für die ganze Arbeit geben? Hast Du ihm einen Kuchen gebacken oder bist Du mit ihm ins Bett gegangen? Seine Frau: Heiße ich etwa Frau Bäcker oder heiße ich Bettina?

(Nach einem USA-Witz transatlantisch ins Rheinland übertragen, RS).

*3) Klimaschutz. Ökonom Paech fordert “Rückbau der Industrie und 20-Stunden-Woche“. Gespräch mit Sandra Schulz. 23. Juli 2019; https://www.deutschlandfunk.de/klimaschutz-oekonom-paech-fordert-rueckbau-der-industrie.1939.de.html?drn:news_id=1030432

*4) DEUTSCHE SOLLEN IHRE NACHBARN BLOSSSTELLEN. ARD-Professor will Öko-Stasi; veröffentlicht am 24.07.2019 – 02:43 Uhr; bild.de. (Die heftige Kritik von BILD am Deutschlandfunk (s. *3) “Rückbau der Industrie“) halte ich für abwegig. Die Bürger sollten unbedingt informiert sein, wie weit die ökonomisch absurde Ablehnung von Wirtschaftswachstum durch gewisse akademische Lehrer getrieben wird. Und wie solche öffentlich bezahlte “Wissenschaft“ technischen Fortschritt und Wohlstand gefährden könnte. RS)