Peer Steinbrück „macht reinen Tisch“.

Scheinheiligkeit seitens gelb-schwarzer Politiker, Missgunst aus der SPD – diese Reaktionen musste Peer Steinbrück für Buch- und Rede-Honorare hinnehmen, bis es ihm reichte. Jetzt setzte er Maßstäbe für Transparenz.

Peer Steinbrück hat deshalb im Lande und international so hohes Ansehen, weil er in der großen Koalition in schwersten Krisenzeiten als Bundesfinanzminister Herausragendes leistete. Dass er als Buchautor der breiten Öffentlichkeit und als Redner vor hochrangigen Entscheidungsträgern die Lehren und Einsichten dieser Amtsjahre vermittelt – dafür gebührt ihm Dank.

Bei der großen Überzahl unentgeltlicher Auftritte erscheint die Debatte um seine Honorare als Autor und Redner geradezu erbärmlich.

Von politischen Gegnern ist nun objektive Betrachtung kaum zu erwarten. Die negativen Reaktionen aus der SPD wären als lächerlich einzustufen, würde daraus nicht Abkehr von wirtschaftlichen Realitäten erkennbar. Mit deutlichen Anzeichen für eine Neid-Haltung, die allzu lange hingenommen, wenn nicht gefördert wurde.

Sozial-liberale Köpfe und Positionen stoßen in der heutigen SPD nicht gerade auf große innerparteiliche Resonanz. Das zeigt u. a. die Geschichte von Wolfgang Clement.

Doch am meisten Sorge könnten liberal gesinnten Sozialdemokraten gerade einige jener SPD-Spitzen bereiten, die Peer Steinbrück jetzt mit Kommentaren beispringen.

So Herr Stegner, bekanntlich alter Parteifreund Steinbrücks: „Es ist natürlich klar, dass auch die meisten Parteimitglieder eine solch hohe Summe immer skeptisch sehen werden … Steinbrück hat sich an Recht und Gesetz gehalten“*). Aber wohl nicht an Stegners Moralkodex oder Honorar-Marktwert für Reden.

Der „SPD-Chef Gabriel versicherte öffentlich … (dass) Peer jetzt reinen Tisch gemacht“ habe.**) Der u.a. als Lehrer für das Fach Germanistik ausgebildete SPD-Vorsitzende weiß natürlich seine Worte sorgfältig zu wählen. Seine Aussage lässt ahnen, wie intensiv, mit welch psychologischem Geschick er den Kanzlerkandidaten Steinbrück ins Gebet genommen haben muss. Damit der seine Honorare öffentlich gestand.

Vom „reinen Tisch machen“ hat man schon öfter gelesen. Dieser Kriminalistenjargon findet sich z.B. bei einem anderen erfolgreichen Buchautor: dem ehemaligen Leiter der Münchner Mordkommission, Josef Wilfling. Der berichtet, dass Geständnisse von Tätern oft erreicht werden können, indem „eine gewisse Vertrauensbasis“ geschaffen werde. Und dann rede der Täter „als mache er reinen Tisch„.***)

Wie der „Täter“ Peer Steinbrück …

*) DTS-Meldung vom 30.10.2012, SPD-Linker Stegner kritisiert Höhe von Steinbrücks Nebeneinkünften.

**) BILD, Steinbrücks Liste, von S. Haselberger und N. Delistat (Hervorhebung RS).

***) Josef Wilfling, Abgründe, 7. Auflage, München, 2010, S.110 (Hervorh. RS).