Ha! Ha! Said the Clown.

Es wird spannend, kündigte ZDF-Moderator Claus Kleber die Sendung am Abend des 7. März an. Gemeint war die Sendung „Chaos, Clowns und …“

„… Rotlicht“ könnte ergänzt werden. In der Sendung kamen ernst zu nehmende Fachleute und Herr Brüderle mit konträren Positionen zur Krisenpolitik in der Eurozone zu Wort. Dies war alles informativ und verdienstvoll.

Der nicht anwesende Peer Steinbrück bekam noch einmal Prügel für seine abwegigen Äußerungen über zwei Wahlsieger, einen Satiriker und einen ehemaligen Regierungschef des EU-Partnerlandes Italien. Von einer italienischen Dame hohen intellektuellen Ranges.

Vor allem aber wurde die Krisenpolitik in der Eurozone als Sparpolitik diffamiert. Diffamiert deshalb, weil sie im wesentlichen als eine Sparpolitik ohne Sparen bezeichnet werden kann. Man sehe sich nur die Höhe der staatlichen Neuverschuldung in den südlichen Krisenländern an.

Dann kam aber, was Herr Kleber wohl mit Spannung erwartet hatte. Der Fachmann Oskar Lafontaine. Seine Kritik bezog sich „auf fragwürdige Steuervorteile“ *1). Alle zu Lasten der arbeitenden Menschen gewährt, alle zu Gunsten der Banken und Versicherungen, zu Gunsten der Reichen – gewährt durch die Bundeskanzlerin „Merkel, die Kurtisane der Reichen Europas.“ Und weil diesem hemmungslos Eitlen seine Formulierung so gut gefiel, wiederholte er: „Kurtisane der Reichen“.

Frau Maybrit Illner hat sich als „Moderatorin“ wohl längst aus der langjährig gewohnten Verpflegung unseres öffentlich-rechtlichen ZDF abgemeldet. Ihre offizielle Funktionsbezeichnung in der Sendung leitet sich bekanntlich her von „moderat“ – gemäßigt, maßvoll (Duden).

Dies erfordert besondere Kunst bei fachlichen und politischen Schwergewichten und den damit verbundenen starken Temperamenten in solchen TV-Live-Streitgesprächen.

Wenn nun das ZDF – in den Worten Herrn Klebers – erwartet, die Talks sollen „spannend“ sein, dann ist Frau Illners professionelles Arbeitsverständnis sicher solcher Vorgabe angemessen. Hohe Einschaltquoten für politische Streitgespräche mögen den Wandel von der „Moderatorin“ zur „Einpeitscherin“ rechtfertigen.

Und daher kam Oskar Lafontaine mit seiner unanständigen und obendrein wiederholten Hetze ohne Rüge davon: „Merkel, Kurtisane der Reichen Europas.“ Er kam auch deshalb so billig davon, weil Herr Brüderle wusste, welche Retourkutsche Lafontaine in petto hatte. Dennoch hätte der liberale Fraktionsvorsitzende einschreiten müssen; dazu hat es bei dem Bürgerlichen nicht gereicht.

Oskar Lafontaine, Fachmann für „fragwürdige Steuervorteile“, für „Verleumdung und üble Nachrede“, für Beschimpfung von Richtern des Saarbrücker Oberlandesgerichts – „Willkür, Verfassungsverletzung, Parteilichkeit und schwere Rechtsfehler“ – schließlich weiß er, wovon er redet. *1)

Ein ehemaliger Ministerpräsident, zu dessen Klage gegen führende CDU-Politiker der 3. Zivilsenat des OLG in seinem Urteil von 1994 festgestellt hatte: Die eidesstattlichen Versicherungen der Beklagten, „sie hätten von mehreren Informanten ernst zu nehmende Hinweise auf fragwürdige Steuervorteile für Rotlicht-Betriebe erhalten, seien durchaus glaubhaft.“ *1)

Dagegen habe „der Ministerpräsident ´nicht glaubhaft gemacht`, dass er sich ´im Sinne des gegen ihn geäußerten Verdachts nie rechtswidrig` für Bordellbetriebe verwendet habe. So habe der Regierungschef nicht einmal eine eigene eidesstattliche Versicherung präsentiert.“ *1)

Oskar Lafontaine weiß also, wovon er redet. Absolut milieusicher. Wenn er – ohne dass die ehemalige „Moderatorin“ Frau Illner mit der Wimper zuckt – die Bundeskanzlerin als „Kurtisane der Reichen“ bezeichnet. Wie ist solch verpöbelter Tiefstand erklärbar? Vielleicht nur durch die Weisheit großer Clowns: „Ha! Ha! said the clown – Is it bringing you down – That you’ve lost your chance“. *2)

Das ist Oskar Lafontaine. Zu ihm war dem ehemaligen SPD-Landesvorsitzenden in NRW, Harald Schartau, nur noch ein Zitat von Karl Kraus eingefallen: „Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen selbst die Zwerge lange Schatten.“ *3)

Die Sonne der politischen Kultur war in der Sendung von Frau Illner untergegangen – tief im Westen.*4)

*1) Schlechter Verlierer, Saarbrücker Richter fühlen sich von Oskar Lafontaine massiv unter Druck gesetzt; 21.02.1994; spiegel.de/.

*2) Manfred Mann 1966; http://lyrics.wikia.com/.

*3) FOCUS Magazin | Nr. 6 (2003); SPD – Viel Lärm um den Ex; Montag, 03.02.2003, von FOCUS-Korrespondentin Nicola Brüning (Berlin) und FOCUS-Korrespondent Thomas Zorn.

*4) Mit der Bitte um Verständnis an den großen Künstler Herbert Grönemeyer.