Deutsche zurückholen!

Schändlich erscheint nicht nur, dass es einer öffentlichen Aufforderung von US-Präsident Trump bedurfte, junge Deutsche zurück zu holen, die als mutmaßliche „ISIS-Kämpfer“ in Gefangenschaft gerieten.

In schändlicher Weise schien die Bundesregierung dieses Thema unter dem Tisch halten zu wollen.

Noch schäbiger erscheint mir die Eilfertigkeit, solchen jungen Menschen per Gesetz künftig die deutsche Staatsangehörigkeit zu entziehen. Die Absicht ist schon schäbig genug — ganz unabhängig davon, welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen.

Erstaunlich, dass die treibende Kraft hinter diesem Gesetz offenbar die Politik-Christen sind. Die verleugnen Kenntnis des Gleichnisses vom verlorenen Sohn oder des Gebotes der Vergebung im „Vater Unser“ dreister als jeder Gottlose es tun würde.

Mit 18 Jahren sind Deutsche volljährig, eine der Voraussetzungen dieser gesetzgeberischen Schändlichkeit.

Ernst Jünger hat zum „Geist der Verkehrtheit“ (*1) 161), dem gerade junge Menschen nicht selten erliegen, das Buch „Afrikanische Spiele“ geschrieben.

Es ist die Geschichte eines 16-jährigen Gymnasiasten aus gutem Hause, der die Flucht ergreift.

Wovor? Vor der „Langeweile, (die) jeden Tag stärker wie tödliches Gift in mich (drang). Es erschien mir ganz unmöglich, etwas ´werden` zu können; schon das Wort war mir zuwider … und jenen Gesprächen, wie sie die Eltern mit ihren heranwachsenden Söhnen über die Aussichten der verschiedenen Berufe zu führen pflegen, wohnte ich bei, wie einer, der zu Zuchthaus verurteilt werden soll. Die Abneigung gegen alles Nützliche verdichtete sich von Tag zu Tag. Lesen und Träumen waren die Gegengifte“. (*1) 9)

Wohin? „Es gibt eine Zeit, in der dem Herzen das Geheimnisvolle nur räumlich, nur auf den weißen Flecken der Landkarte erreichbar scheint und in der alles Dunkle und Unbekannte eine mächtige Anziehung übt.“ (*1) 6) Wohin also? Zur Fremdenlegion nach Nordafrika!

Jünger beschreibt den Fall eines deutschen Legionärs, des Gefreiten Paulus: „Dieser finstere Geselle war einer der besten Soldaten, die mir begegnet sind. Durch ein rätselhaftes Missgeschick, wie es oft auch den Besten begegnet, aus seiner Bahn geworfen, war er nicht zum Landsknecht geworden, sondern hatte sich dem neuen Dienst in einer Weise eingeordnet, der er jeden anderen Anspruch und selbst den des Vaterlandes opferte. Vielleicht war das der wahre Grund seiner Traurigkeit.“ (*1)169)

Nach vom Vater betriebener Rückkehr schließt Jünger sein Werk: „Wir werden ein wenig zu wild geboren und heilen die gärenden Fieber durch Tränke von bitterer Art. Dennoch fühlte ich mich lange in meiner Freiheit verletzt und mochte an diesen Ausflug nicht rühren, wie an eine Wunde, die spät vernarbt.“ (*1)170)

Staatstragend pompös urteilt ein renommierter Journalist: Der Gesetzentwurf zur Aberkennung der Staatsangehörigkeit — von z. B. ISIS-Kämpfern — sei „richtig und konsequent“, weil „ihre Loyalität nicht mehr Deutschland gilt“. *2)

Diese Begründung krönt ein schäbiges Gesetz mit Lächerlichkeit. Man lasse sie Revue passieren: die endlose Reihe der millionenschweren „Steuer-Vermeider“, „Lücken-Finder“ und rechtlich „sauberen“ Groß-Plünderer unseres Staates. Und man frage diese etablierten Staatsbürger und deren „Transaktionsberater“ nach dem angerichteten Milliarden-Schaden an unserem Gemeinwesen.

Fragt nach deren „Deutschland geltender Loyalität“, bevor ihr einen jungen Menschen mangels „Loyalität“ ausbürgert, weil er für seine Religion in einen Krieg zieht.

Werft es in den Müll — das Gesetz zur Aberkennung der Staatsangehörigkeit!

*1) Ernst Jünger, Afrikanische Spiele. DTV. 2. Auflage 1995.

*2) Kommentar von Georg Mascolo. Die Bundesregierung handelt zu spät. Deutsche können künftig ihre Staatsbürgerschaft verlieren, wenn sie für eine Terrormiliz kämpfen. 3. März 2019; https://www.sueddeutsche.de/politik/2.220/terrorismus-rueckkehrer-islamisten-1.4352492.