Deutsche Botschaft an ISIS.

Ein kraftvolles Zeichen, eine „deutliche Botschaft an die radikalen Islamisten“ — versichert uns der Innenminister Hessens, Peter Beuth (CDU) *1). Ähnlich imponierende Meldungen kommen aus anderen Bundesländern. Zu nüchternem Urteil verhilft die Analyse aus Amerika.

Fast im Stil von Freddy Quinns Lied vor 50 Jahren „Hundert Mann und ein Befehl“ fasst das bedeutendste Qualitätsblatt der Welt, die New York Times (NYT), zusammen: „1000 Officers and One Arrest“. Und als Rat an die deutsche Politik: „Nicht zu sehr die Backen aufblasen.“ („chest thumping“). *2)

Über den einzigen Festgenommenen sei bekannt: *2)

• Tunesier, verdächtigt des Mordes an 24 Touristen im National-Museum von Tunis 2015;

• Lebte von 2003 bis 2013 in Deutschland. Ohne feste Anschrift, bei „Bekannten“, die er in Moscheen kennengelernt habe. Aktivität: deutschen Behörden unbekannt.

• 2008 durch das Delikt der gefährlichen Körperverletzung aufgefallen, konnte er sich der Haftstrafe von 6 Wochen entziehen.

• Nach dem Anschlag in Tunis 2015 zurück nach Deutschland. Unter falschem Namen. Als Asylsuchender.

• 2016 wieder weg aus Deutschland. Verdächtigt als Mittäter bei erneutem Anschlag im März 2016 in der tunesischen Grenzstadt Ben Gardane.

• Im August 2016 zurück nach Deutschland. In Frankfurt verhaftet, um die Haftstrafe von 2008 abzusitzen.

• Dann ab 27. September 2016 für fast weitere 40 Tage in Abschiebehaft, die nicht zum Ergebnis führte, da Papiere aus Tunesien fehlten. Obwohl es tunesische Behörden gewesen seien, die ihre deutschen Partner über den Verdächtigen informiert hätten, damit er verhaftet werden konnte.

• Am 4. November 2016 freigelassen.

• Seitdem 24 Stunden täglich überwacht, um ihn schließlich bei der Razzia am 31.01.2016 als Terrorverdächtigen festzunehmen.

Wer wollte dem Fazit der NYT widersprechen: „German Terror Raids Sow Doubts“. Zweifel, ob die deutschen staatlichen Nachkriegsstrukturen noch den „terroristischen Bedrohungen des 21. Jahrhunderts“ angemessen seien.

Sicher widerspräche die Bundeskanzlerin.

Sie ließ sich — so die New York Times — während der Terror-Razzien erneut für ihre humanitäre Flüchtlingspolitik ehren.

Von Merkel stammt bekanntlich die merkwürdige Beschwichtigung zum monatelangen Kontrollverlust an der deutschen Grenze, dass die für Anschläge verantwortlichen Terroristen ja schon vorher im Lande waren.

Deshalb sei die größte Gefahr für Deutschland und Europa, so berichtet die NYT über Merkels Dankesrede zur wiederholten Ehrung für Menschlichkeit: der Populismus.

Tröstliche Erkenntnis der Kanzlerin für das Wahljahr 2017: Die größte Gefahr für Deutschland ist die AfD. *3)

Damit sind wir beim Stand der transatlantischen Beziehungen: Deutschlands Politik schäumt gegen den populistischen US-Präsidenten Trump. Da sind — bei Frau Merkels Wahrnehmung des Populismus als größter Bedrohung — einige Fragen der New York Times zur deutschen Sicherheitspolitik gewiss erlaubt.

Und wie gesagt … zur „deutlichen Botschaft an die radikalen Islamisten“ (BILD) — nicht zu viel „chest thumping“ (NYT)!

*1) http://www.bild.de/news/inland/isis/das-ist-eine-botschaft-50067324.bild.html.

*2) 1000 Officers and One Arrest: German Terror Raids Sow Doubts. By ALISON SMALE. FEB. 1, 2017; https://www.nytimes.com/2017/02/01/world/europe/germany-terror-arrests. 15 weitere Personen seien nach Identifizierung unter Beobachtung und auf freiem Fuß.

*3) Die FAZ bestätigt in ihrem Bericht zur Verleihung des Eugen-Bolz-Preises an Bundeskanzlerin Merkel in Stuttgart die Feststellung der NYT: „Fast alle Redner, die Bundeskanzlerin eingeschlossen, beschäftigten sich fast ausschließlich mit der Bedrohung des westlichen Demokratiemodells durch populistische Bewegungen.“

Baden-Württemberg. Merkel für Flüchtlingspolitik ausgezeichnet. 01.02.2017, von RÜDIGER SOLDT, STUTTGART; http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/baden-wuerttemberg-merkel-fuer-fluechtlingspolitik-ausgezeichnet-14816945.html.

Frau Merkel und die Befürworter ihrer Flüchtlingspolitik mögen sich nicht wundern, wenn sie die Bürger so „verunsichert“ beiseite lassen, dass die sich schließlich an Freddy halten:

„100 Mann und ein Befehl

Und ein Weg, den keiner will.

Tagein tagaus, wer weiß wohin,

Verbranntes Land, und was ist der Sinn?“

Und der 24. September 2017 ist Zahltag.