Panama.

Oder der Heuchler bekommt den Applaus. Im Talk bei Frau Anne Will. Das ist leicht erklärbar. Der Heuchler muss nur den Normalverbraucher mimen. Und jeden verdächtigen, der sein Geld-Vermögen nicht bei der Sparkasse hält.

Das posaunte Herr Gysi mehrfach: Sparkasse! Und schon hatte er getarnt, getrickst, getäuscht. Welche spekulativen Transaktionen unternahmen denn die Zentral-Institute der Sparkassen, die deren Kunden und die Steuerzahler noch heute belasten. Die West-LB, die HSH-Nord, die Sachsen-LB, die Bayern-LB etc., wie sich die Öffentlichen Landesbanken nannten. Mindestens 50 Mrd. Euro soll deren internationale Spekulation den Steuerzahler gekostet haben. Und die im öffentlichen Eigentum stehenden Landesbanken — mindestens Bayern-LB und HSH-Nord — scheinen nach Pressemeldungen auch in Panama etc. dabei zu sein. Soviel zu den Sparkassen und ihren Zentral-Instituten; Gewerkschaftler und Politiker “beaufsichtigen“ die Landesbanken!

Sicher haben Reiche Gründe für internationale Geldanlage. Risiko streuen, Schutz-Interesse. Vielleicht auch über Briefkastenfirmen. Soweit sie das Gesetz, wie z.B. die Steuerpflicht, nicht brechen, ist das allein ihre Privatsache.

Aber der Verdacht wurde geschickt gestreut: Richtig, da fielen Namen von Kriminellen, Diktatoren, v. a. von Politikern. Deren Wunsch, sich vor Erpressung zu schützen, ist vielleicht lebenswichtig.

Wünsche, den Reichtum nicht zu zeigen, mögen auch ganz alltäglich durch Fleiß und Sparsamkeit reich gewordene Menschen bewegen. Um nicht ins Blickfeld von z. B. Gangstern oder Einbrechern zu geraten. Und auch über denen hängt der Generalverdacht der Gesellschaft: “Kriminelle“.

Und dies trifft dann das Ansehen eines der ganz großen Sportler: Lionel Messi. Mit der argentinischen und spanischen Staatsangehörigkeit ist bei Messi der Wunsch nach sicherer, geschützter Anlage seines Vermögens besonders plausibel. Die Sportlerlaufbahn ist kurz, seine Heimat Argentinien nicht gerade ein vertrauenswürdiger Hafen für die Zukunft. Und Spanien?

Gysis nahezu verleumderisches Schüren von Verdacht ist wohl der Beginn der Neiddebatte, mit der die LINKE kommende Wahlen bestreiten will.

Deshalb muss klar gesagt werden, dass unsere marktwirtschaftliche und soziale Wirtschaftsordnung nicht funktionieren kann ohne die Grundfreiheiten: Internationale Mobilität von Menschen, Waren, Dienstleistungen und Forderungen wie Geld und Kapital, kurz- oder langfristige Finanzinvestitionen oder Kredite.

Zu unserer Wirtschaftsordnung gehört nicht nur die soziale Sicherung bei Arbeitslosigkeit, Krankheit, Pflegebedarf und Tod, zum Schutz der Kinder und Lebenspartner. Zur Sozialen Marktwirtschaft gehört auch Chancengerechtigkeit für Bildung und für Aufstieg. Und zu unserer Wirtschaftsordnung und ihren Gesetzen gehört auch die Möglichkeit, reich, sogar sehr reich zu werden.

Deshalb bekommt hier den Applaus die Rechtsanwältin Simone Kämpfer, die — unter eisigem Schweigen — mutig der Heuchelei entgegen trat. Sie kritisierte zu Recht, dass die Begriffe Legalität, Illegitimität und Moral durcheinander geworfen werden. Dies führe zu einem öffentlichen Klima, das Willkür in Debatte und Urteil begünstige.

Rechtsanwältin Kämpfer musste noch hinterhältige Fragen hinnehmen, ob sie nicht selbst ihren Mandanten zu Operationen mit Briefkasten-Firmen rate.

Und hier noch einmal Applaus für ihre Antwort: „Ich berate im Rahmen des Rechts.“ Punkt!

Was Rechtsanwältin Kämpfer vorbrachte, sollte gerade der Rechtsanwalt Gysi ganz genau wissen. Und deshalb sei hier einmal einiges über Gysi und Genossen erinnert, damit die Willkür der Wahrnehmungen und Denunziation nicht zu weit geht. Denn Wahlkämpfe stehen bevor.

Gerade für einen bekannten Juristen aus dem Unrechtsstaat DDR wie Gysi darf angenommen werden, dass er genau weiß, wie verhängnisvoll ein politisch geschürtes Klima der „Willkür“ (RA Kämpfer) dem Unrechtsstaat dient und den Rechtsstaat belastet.

Und um die Rechtspolitik des Anwalts Gysi und seiner Parteifreunde zu beleuchten, hier ein weiterer Hinweis: „Die Linke streitet darüber, ob die DDR ein Unrechtsstaat war — ihr Firmenvermögen hat sie aber einem Ex-Stasi-Netzwerk anvertraut.“ *1)

Nicht zu überbietende „Scheinheiligkeit“ attestiert die WELT der LINKEN: „Stasi-Kader … mutierten sogar zu Hütern des Schatzes der Linken. Bei den Besitztümern handelt es sich nicht um die SED-Milliarden, die Anfang der 90er-Jahre über dubiose Kanäle in schwarzen Kassen verschwanden.“ *1)

Wie die WELT analysiert, habe die LINKE 1995 durch Vergleich mit der Bundesrepublik ein hohes Millionen-Vermögen erhalten, dies aus weiteren Quellen vermehrt und schließlich in ein Firmengeflecht eingebracht.

Im Handelsregister fänden sich — so DIE WELT — für dieses Firmenkonstrukt verschiedene Gesellschafter, die ihre Anteile scheinbar auf eigene Rechnung halten. Zugleich hätten diese Gesellschafter mit der Partei der LINKEN schwer erkennbare „Treuhandvereinbarungen“ geschlossen.

Das Ganze sei so „stark verschachtelt und intransparent“, dass DIE WELT nicht ohne Respekt feststellt: „Ein solches Konstrukt hätten sich selbst von der Linken gescholtene Kapitalisten nicht besser ausdenken können.“ *1) Auch nicht die Reichen mit ihren Briefkastenfirmen in Panama und sonst wo.

Das ist also das „Kompliment“ der WELT für die SED/PDS/LINKE und Anwalt Gysi, der im TV soviel von Sparkasse redet.

Und so mögen informierte Ex-DDR-Kader in stillem Staunen ihrem Ex-Vorsitzenden Gregor Gysi gelauscht haben, wie er über die Reichen herfiel, die ihr Vermögen nicht jedem zeigen wollen.

Oft habe ich vor DDR-Fresken (Berlin) oder Bildnissen (Haus der Geschichte Bonn) gestanden. Und still über den Künstler gestaunt, der den Leitenden DDR-Funktionär (im weißen Hemd!) zeigte, wie der den Arbeitern „der Faust“ (im Blaumann!) den Weg zum Sozialismus wies.

Alle Achtung, dachte ich, da sieht man in der Staatskunst der DDR, wem die SED die Rolle des Deppen zugedacht hatte.

Habe die Ehre, denke ich jetzt über Rechtsanwalt Gysi und seinen Auftritt gegen die Reichen bei Frau Anne Will. Uns Sparkassenkunden hat er heute die Rolle des Deppen zugedacht.

*1) Politik. FIRMENPOSTEN. Das undurchsichtige Stasi-Geflecht der Linken. Von Martin Lutz und Uwe Müller; 30.11.2014, welt.de.