AKW/GreenTech-Wende: 1000 Dank an Frau Höhn und Frau Wagenknecht.

Vor einigen Tagen fühlte sich mancher Bürger erneut am Rande einer Wut-Attacke auf Atom-Manager. Grund: Der verzweifelte Moderator einer energiepolitischen Debatte klagt, dass er trotz größter Bemühung auf seine Einladung vom AKW-Sektor nur Absagen erhielt.

Ist das Mangel an geschultem Personal, Gleichgültigkeit oder Arroganz? Für Riesenanzeigen in der Presse mit massiver Forderung nach Laufzeitverlängerung für AKW´s waren Texter und Geld im Übermaß vorhanden – vor Fukushima.

Dennoch: kein abschließendes Urteil! In öffentlicher Sitzung der Ethikkommission leisteten nämlich gerade auch Spitzenmanager vernünftige, nachvollziehbare Beiträge. Herr Dr. Jürgen Hambrecht, BASF, detaillierte den Zeitbedarf einer Green-Tech-Implementierung. Herr Dr. Johannes Teyssen, E.ON AG, begründete Zielkonflikte des Atomausstiegs gegenüber Klimazielen, auf die sich Deutschland verpflichtet hat. Darüber hinaus eine Fülle sorgfältiger technischer und politischer Abwägungen.

Was für Herrn Teyssen außerdem einnehmen konnte, war sein Gleichmut, als ein Herr, um den es letzthin ein wenig still geworden war, die Gunst der Stunde nutzte: „Wie konnten Sie als verantwortungsvoller Vater so bedenkenlos in die Kernenergie investieren!“, plusterte sich Prof. Ulrich Beck auf.

Aber so geht es zu in Deutschland. Da beschäftigt sich heute das Info-TV Phönix mit der Green-Tech-Frage. Sigmar Gabriel als Umweltminister hatte darin für Deutschland den Einstieg in eine „dritte industrielle Revolution“ prognostiziert. Indes scheinen solche Perspektiven oder industriepolitische Diskussion des Für und Wider einer Energiewende nicht sonderlich gefragt bei Programm-Beiräten des öffentlichen TV. Das sind überwiegend Berufs-Christen oder Berufs-Soziale. Da darf kein Moderator anecken.

Folgerichtig lautet das Thema: „Wie sozial ist der New Green Deal?“ Und wen sehen wir: Die Abgeordneten Bärbel Höhn und Sahra Wagenknecht. Man hat sie schon seit Tagen vermisst.

Frau Bärbel Höhn, MdB, Die Grünen, ist zum so genannten Spagat gezwungen. Denn linke Basis und um Macht und Wirtschaftsnähe bemühte Führung der Grünen passen nicht so recht zusammen.

Daher zunächst Gebarme: „kein fairer Markt“ in der Landwirtschaft, im Energiesektor, im Gesundheitswesen, in der Pflege – nirgends ein fairer Markt! „Die einen machen Profite, die andern müssen alles tragen“. Wenn Gewinne über Jahre steigen, „von 6 Mrd. auf 30 Mrd., dann müssen wir was machen, das ist unfair“.

Das war der Gruß an die Basis. Methodisch, wie Bärbel Höhn nun mal ist, wendet sie sich nun an die Unternehmer. Wenn die nicht schon beim Präludium ausgerissen sind.

„Wir Grünen wollen sozial-ökologische Grundsätze durchsetzen, aber die Alu-Hütte wollen wir nicht in Brasilien, sondern auch in NRW“. Da muss sie ja gewählt werden. Dann zeigt sich ihre ganze politische Könnerschaft. Wo sich Interessen hart im Raume stoßen, hat Bärbel Höhn das stets passende Rezept: „Die intelligente Lösung“. Worin besteht die? „Wir müssen uns zusammensetzen und diskutieren!“, droht sie den Unternehmern an.

Man erzählt sich immer wieder gern folgendes über die Umweltministerin Höhn und den Ministerpräsidenten Steinbrück. Wenn Bärbel Höhn im NRW-Kabinett vortrug, habe Peer Steinbrück zunächst die Zähne zusammengebissen. Dann färbte sich sein Hals rot. Die Röte wanderte über die Wangen bis in die Stirn. Dort schwollen die Adern und das Rot wurde Violett. Das sei der Moment gewesen, da habe der Ministerpräsident den Kabinettsaal verlassen müssen. Um bei einem Bier die Fassung wieder zu gewinnen.

Dann legte Sahra Wagenknecht, Die Linke, los. Im Vergleich zu ihr ist Frau Höhn fraglos eine subtile Denkerin. MdB Wagenknecht: „Kein Volkswirt wird ihnen sagen, dass ein Markt, bei dem vier Unternehmen 80 % des Marktes kontrollieren, funktionieren kann.“ Dieser Unsinn wird mit triumphierender Selbstgewissheit im ikonischen Gesicht vorgetragen.

1000 Dank für diese interessante Debatte, sagt der Moderator zum Abschied. Er hatte wirklich alles versucht. Zwei eindrucksvolle Damen, der Spagat und der Hammer der Nation. Ich möchte beide im Deutschen Bundestag nicht missen. Sie gehören zu den Abgeordneten, die unserem Parlament Kontur geben.

Aber wen wundert´s, wenn Atommanagern die Traute fehlt, z.B. gegen solche Persönlichkeiten öffentlich zu debattieren? Dennoch, sehr geehrte Damen und Herren von der Energiewirtschaft. Sie dürfen im Interesse unserer Industrie und der deutschen Klima-Verpflichtungen das Feld nicht völlig räumen. Nehmen Sie sich ein Beispiel am Stehvermögen von Herrn Dr. Volker Kefer, DB AG, bei dem Stuttgart 21- Schiedsverfahren. Dieser Herr zeigte eiserne Nerven!