Betrachtungen am 13.

Wenn schon morgens Missgeschicke eintreten, abergläubische Zitate von Fußballspielern und Fans verstören, dann ist die Aufmerksamkeit aufs Äußerste angespannt und man sieht …

oder man glaubte heute vormittag in Bonn zu sehen, wie der hochverehrte Herr Professor Reinhard Selten zur Stadtbahn geht. Dann die Nachricht, dass Frau Professor Elinor Ostrom verstorben ist. Und sofort sind die Gedanken bei diesen beiden großen Trägern des Nobelpreises für Ökonomie.

Professor Ostrom würdigte Professor Selten und seine Beiträge zur Spieltheorie als ganz entscheidend für ihr Denken und Forschen über soziale Dilemmata, die zur Zerstörung von gemeinsamen Lebensgrundlagen führen können.

Die Spieltheorie erklärt zum Beispiel das Gefangenen-Dilemma. Nämlich – hoffentlich erinnere ich korrekt – warum zwei eingefangene Verbrecher nicht mit der Polizei kooperieren, sondern verstockt die omertà praktizieren.

Die Spieltheorie kann, so Professor Ostrom, ebenso erklären, warum „isolierte, anonyme Individuen die Ressourcen eines gemeinsam genutzten Pools“*) durch Raubbau vernichten. „Tragisches“ Ergebnis individuellen Fleißes.

Fischbestände, Grundwasser-Vorkommen, Wälder, die Bio-Diversität oder unser Klima sind Beispiele für bedrohte gemeinsame Grundlagen unserer Existenz, die so genannten „Allmende-Güter“.

Auch empirisch ließ sich beobachten, dass „Nutzer eines gemeinsamen Ressourcen-Pools – einer allen zugänglichen Weide – in einer unentrinnbaren Tragödie der Übernutzung und Zerstörung  gefangen sind.“*) Frau Professor Ostrom hat ihr Forscherleben dieser Überlebensfrage für die Menschheit gewidmet: Wie kann die düstere Implikation spieltheoretischer Annahmen und die Erfahrung der „Tragödie der Allmende“ vermieden werden?

Die Überwindung dieses „sozialen Dilemmas“ wird durch Kommunikation, Zusammenarbeit, Selbst-Organisation und durch „die zentrale Rolle des Vertrauens“*) unter den Nutzern der Allmende ermöglicht. Sogar Sanktionen bei Verstößen gegen das Gemeinwohl werden dann von den Mitgliedern der Nutzer-Gruppen verhängt und gegen selbstsüchtige free rider durchgesetzt. Dies hat Frau Professor Ostrom durch weltweite empirische Studien nachgewiesen.

Am heutigen Tag wurde der gute Geist, der Frau Professor Ostroms Lebenswerk prägt, auch in der Berliner Politik erkennbar. Denn der EURO kann als Allmende-Gut gesehen werden, das durch Missbrauch gefährdet ist. Die europäische Fiskal-Union soll dem begegnen. Kommunikation und Dialog zwischen Bundesregierung und Sozialdemokratischer Führung scheint Zusammenarbeit und damit die Verabschiedung des Fiskalpakts zu sichern.

Abschließende Gespräche werden klären müssen, wie der Fiskalpakt um Wachstumsimpulse und Besteuerung von Finanztransaktionen zu ergänzen ist. Und mit der hoffentlich baldigen Verabschiedung des Gesetzes zum Fiskalpakt wird ein unabdingbares und dringend notwendiges Signal an die Finanzmärkte und die europäischen Partner gesendet werden: Die Bundesrepublik Deutschland sichert den EURO, die gemeinsame europäische Währung!

Da mag Herr Trittin wieder das ganz und gar Falsche in die Welt posaunen: „Das Europa der Austerität geht zu Ende!“ Die großen Volksparteien werden es schon richten. Damit unsere Währungs-Allmende, der EURO, geschützt wird.

*) Elinor Ostrom, Beyond Markets and States: Polycentric Governance of Complex Economic Systems, Nobel Prize Lecture, December 8, 2009 (Übersetzung RS).