Einer von 80 Mio. …

deutschen Fußballexperten liefert jetzt den so dringend erwarteten Fachkommentar zum Fußball-Sonntag ab.

Doch bevor Perlen aus dem Riesen-Fundus fuß-ballerischen Wissens dieses Experten gezeigt werden, ein flüchtiger Seitenblick auf das, was sonst so vernehmbar war.

Mit gebotener Fairness und Großzügigkeit sei gesagt: Der gestrige Fußball-Sonntag war schön, überraschend und informativ!

Das Schönste: Su Alteza Real, Letizia Ortiz, Princesa de Asturias, mit Thronfolger Felipe de Borbón, Príncipe de Asturias. Ihre Königliche Hoheit Letizia bildete den strahlenden Mittelpunkt der Tribüne beim Spiel Spanien gegen Italien.

Schön war auch, wie die italienischen Spieler aus vollem Herzen ihre Hymne sangen. Nach den Niedrigkeiten vergangener Wochen war zu ahnen: Ihre Antwort ist das Spiel.

Der Satz „Ihre Antwort ist das Spiel“ ist der Überraschung des gestrigen Tages zu danken.

Bisher haben uns nicht selten die Ausführungen unserer Nationalspieler etwas strapaziert. Das hat natürlich die Bewunderung für ihr Können nicht geschmälert. Diese Athleten werden für Fußballkunst und nicht für Eloquenz bezahlt.

Überraschend war daher die Qualität der DFB-Pressekonferenz, live auf N24-TV mit dem Nationalspieler Mats Hummels. Da hieß es dann in diesen und jenen Kommentaren, Herr Hummels sei bescheiden gewesen oder habe auf Bescheidenheit gemacht. Vergesst diese kleinkarierte Sicht!

Wir sahen einen Spieler, Leistungsträger seines Teams, der nicht nur wusste, wovon er redete, sondern seine Aufgabe bei der DFB-Pressekonferenz ebenso überragend löste wie seine Aufgaben auf dem Platz gegen die Mannschaft Portugals.

Damit sind wir beim informativen, ja lehrreichen Teil der TV-Berichterstattung.

Beginnen wir mit dem überraschenden Auftritt von Herrn Mats Hummels. Von ihm kann jeder lernen:

  1. Fehler abhaken; man macht`s auch mal wieder besser. Von Kritik nicht erschüttern lassen. Das hieß im Fall von Herrn Mario Gomez knapp: „Sein Tor war die beste Antwort.“ Genialer Kopfball gegen die Laufrichtung des Torwarts.
  2. Zu Beginn: Erst mal reinkommen ins Spiel. Nicht mit langen Risiko-Pässen anfangen.
  3. Selbstkritisch zum Spiel gegen Portugal: Zu schnelle Ballverluste gehabt. Ballkontrolle behaupten, um nicht in Konter zu laufen. Selbst müssen wir Kontersituationen besser nutzen, allerdings schwierig bei hochklassigem Gegner.
  4. Kein Gejammer über die Schwüle und Rasenqualität. Ist im Spiel „für beide Teams gleich“.
  5. Kommendes Spiel gegen Holland: Respekt vor dem Gegner. Klaas-Jan Huntelaar und Robin van Persie sind „beide im 16er Top-Acht der Welt.“ Das Schöne sei, dass dies ein richtig schwieriges und interessantes Qualitätsspiel werden müsse. Bei einem offensiveren Gegner die Räume nutzen. Aber „trotzdem die Balance zwischen Defensive und Offensive finden.“ Videos von siegreichen Freundschaftsspielen im EM-Turnier nicht überbewerten.

Dann das „Super-Fußballspiel“ (Oliver Kahn) Italien gegen Spanien. Im ZDF, bereichert um Dialog und Analyse der ausgezeichneten Gesprächspartner Frau Katrin Müller-Hohenstein und Herr Oliver Kahn.

Hier einige Glanzstücke aus Spiel und Analyse.

  1. Die selten erlebte Raffinesse beim Freistoß für Italien, 14. Minute. Beim Schuss angetäuscht, Mauer geöffnet durch italienischen Spieler, gefährlich durch die Lücke geknallt, Spanien kann Torwart Iker Casillas danken.
  2. Die Wunder-Pässe der italienischen Spieler, ob kurz, lang oder steil! So entstand drei Minuten nach dem Einwechseln das Tor von Antonio Di Natale.
  3. Oliver Kahn lobte die Schnelligkeit beim Aufbau der defensiven italienischen Fünfer-Kette. Meist zu schnell für die Spanier. Aber keine vier Minuten nach dem Tor von Di Natale war Cesc Fàbregas schneller als die Fünfer-Kette und erzielte den verdienten Ausgleich.
  4. Die Weltklasse-Leistung des italienischen Torhüters Gianluigi Buffon. 75. Minute. Wer hat solches schon mal gesehen? Fernando Torres vor fast todsicherer Torchance. Buffon geht raus und dribbelt ihm den Ball weg. Oliver Kahn erklärt: „Torres macht immer dasselbe. Legt vor und will rechts vorbei. Das antizipiert Buffon.“
  5. Oliver Kahn unterstreicht das Spielentscheidende: Ballbesitz, Dominanz im Mittelfeld. Schnelligkeit der Spielzüge fürs Vollstrecken vor dem Tor. Und schneller Wechsel von Offensive und Defensive.
  6. Dann beeindruckt Herr Kahn durch die Würdigung des Spiels: „Fair und auf Fußball konzentriert“. Wen hat nicht das gerechte Unentschieden des Kampfes zweier großer Mannschaften überzeugt. Und das feine Verhalten der Weltstars beider Teams nach dem Spiel. Hochachtung vor solchem Sport!
  7. Und beherzigt werden sollte die Mahnung Oliver Kahns, nicht Politik und Vaterland mit dem Hochleistungssport zu vermischen. Denn, „wenn Du auf dem Platz noch an Dein Land denken musst, kann Dein Spiel leiden.“

In Deutschland hört man leider zu oft etwas herablassende Bemerkungen über die Nationalteams kleiner Länder. Bis die böse Überraschung kommt. Vergesst nicht, dass solche Teams oft von brillianten Trainern geführt werden, wie die kroatische Mannschaft von Slaven Bilic. Wenn solche Persönlichkeiten es schaffen, die vielen weltweit aktiven „Fußball-Legionäre“ zum Team zu formen, dann sind Überraschungen zu erwarten.

Doch nun zu den Perlen aus dem Fundus fuß-ballerischen Sachverstandes dieses Bloggers. Nein, besser doch nicht. Der Blog ist lang genug. Keine weiteren Drohungen mehr. Bis zum Ende der EM wird nur noch Fußball geguckt, nicht mehr kommentiert.

Allerletzte Bemerkung! Wer sich vor Augen führt, was bedeutende Nationaltrainer wie Joachim Löw, Cesare Prandelli oder Vicente del Bosque für den Fußballsport und auch für ihr Land leisten, der ist gelegentlich versucht, den „Mannschafts“-Vorsitzenden im Kampfsport Politik zu empfehlen: Nehmt doch mal bei diesen Herren ein paar Trainingsstunden – in Menschenführung, Umgang mit Medien und Öffentlichkeit und mit den Fans, sofern ihr welche habt.