Boulevard im NDR – schäbig gegen Partnerländer.

Am Ostersonntag freute ich mich, altersgerecht, an einer TV-Sendung über Hochzeiten in europäischen Königshäusern – zunächst …

Man muss nicht royaler Magie verfallen sein, um die historisch herausragende Rolle konstitutioneller Monarchien für stabile Staatlichkeit in einigen Ländern Europas zu erfassen.

In diesem Zusammenhang erscheint auch Gerede von „europäischem Feudalismus“ im ´Cicero – Magazin für politische Kultur` (April 2011, S. 34) verfehlt oder der Autor, Herr Frank A. Meyer, sollte präzisieren, was gemeint war.

Dazu genüge hier der Hinweis auf eine angesehene österreichisch-schweizerische Initiative: Ihr verdanken wir unter www.democracyranking.org die Bewertung von 100 Ländern weltweit nach Demokratie- und nicht-politischen Leistungskriterien. Unter den 10 „Besten“ finden sich 5 europäische Monarchien. Deutschland erreicht Platz 9. Soviel zu deutschen Kommentaren, getränkt von politischer Kultur, über die „Familien des europäischen Feudalismus“ und ihre staatspolitische Rolle.

Im historischen Rückblick auf deutsches Chaos nach dem ersten Weltkrieg mag erwähnt werden, dass Friedrich Ebert tief verärgert gewesen sei, als Scheidemann aus dem Fenster zur Straße die Republik ausrief. Friedrich Ebert habe mit Max von Baden nach Möglichkeiten gesucht, Deutschland durch eine parlamentarische Monarchie nachhaltig zu stabilisieren. Hätte dies gelingen können? Historiker mögen darüber streiten.

Jedenfalls erhellten die sachkundigen, auch kritischen Kommentare von Rolf Seelmann-Eggebert, Leontine Gräfin von Schmettow und Jürgen Worlitz nicht nur die politisch-kulturellen Aspekte der Festakte. Zugleich boten sie Lehrstücke für Takt und sympathisches Einfühlungsvermögen in Empfindungen unserer europäischen Nachbarn gegenüber ihren gekrönten Staatsoberhäuptern.

Doch dann trat eine Journalistin (oder waren es zwei) auf den Plan, die der Zuschauer wegen der Kameraführung leider nicht benennen kann.

Zu Prinzessin Letizia, Fürstin von Asturien, bestens diplomiert im Fach Kommunikationswissenschaft und als Journalistin hervorgetreten, wusste die Dame das Wort „Kleiderständer“ beizusteuern.

Der Kronprinz der Niederlande, Willem-Alexander von Oranien-Nassau, kam als promovierter Historiker mit dem Prädikat „nicht gerade eine intellektuelle Krönung“ davon.

Welches Fallbeil von Mundwerk! Und nicht nur das: welch üble Kombination von Arroganz und Ignoranz! Das hat als Negativ-Posten auf unserem Europa-Konto noch gefehlt: d i e hässliche Deutsche!

Wissen solche Vertreterinnen deutscher Medien nichts von der entscheidenden Rolle des Königshauses, als die spanische Demokratie wieder errichtet und gesichert wurde? Schwierig genug, nachdem Spanien nicht zuletzt den deutschen Nazis gut vier Jahrzehnte blutiger Franco-Diktatur zu „verdanken“ hatte!

Wissen solche Journalistinnen nicht, was die Niederlande unter Nazi-Deutschland durchmachten? Nichts davon, welchen Dank wir Deutschen gerade Königin Beatrix und ihrer Familie für Versöhnung schulden?

Was haben solche Entgleisungen von Regenbogen-Journalisten im NDR zu suchen? Damit kann der Schaden für unser Ansehen bei den Nachbarn noch zum Politikum werden. Öffentlich-rechtliches TV als Forum für Beleidigung der Gefühle von Spaniern und Niederländern? Reicht es nicht, wenn sich solche Neigungen im Boulevard austoben?

Derartige Misstöne passen nicht zum „Besten am Norden“.