Bürgen für Hellas?

Das politische Qualitäts-Kampfblatt BILD hat uns in erprobter Tücke fünf Abgeordnete des Deutschen Bundestags vorgeführt. Mit der Frage: Würden Sie mit Ihrem Geld für die Griechen bürgen? *1)

Wie wurden uns diese MdBs von BILD vorgeführt?

Sahra Wagenknecht (LINKE) als Lügnerin?

„Warum sollte ich bürgen? Ich stimme schließlich auch nicht zu. Ich halte die deutsche Griechenland-Politik, wie sie seit Jahren gemacht wird, für falsch“.

Natürlich würde diese Dame ihrer EU-Partnerpartei Syriza die Hilfsgelder ohne jede Reform-Auflage direkt zuschanzen, wenn sie könnte. Auf Kosten des Steuerzahlers. Aber mit ihrem eigenen Geld bürgen? Natürlich nicht, aus politischer Partei-Pflicht noch obendrein.

Anton Hofreiter (GRÜNE) als „Tollpatsch“ (CSU)?

„Privates bleibt privat! Wenn Herr Schäuble den Griechen mehr Freiraum für Investitionen lässt, steigen die Chancen, dass Athen die Kredite zurückzahlen kann“.

Das lässt sich als ziemlich plattfüßiges Ausweichen vor einer Antwort des Syriza-freundlichen GRÜNEN werten. Die GRÜNEN hatten das Syriza-Paket ja schon halbwegs durchgewinkt, bevor es in Brüssel überhaupt eingereicht und geprüft wurde.

Karl Lauterbach (SPD) als hinterhältiger Spitzenheuchler?

„Umgerechnet auf jeden Bundesbürger wäre das eine Summe von etwa 600 Euro. Mit dieser Summe würde ich auch bürgen“.

Da hat der Gesundheitspolitiker sogar richtig gerechnet, da die deutsche Bürgschaft für die Summe der Hilfskredite *2) an Hellas etwa 50 Mrd. Euro beträgt. Sich als stellvertretender Fraktionsvorsitzender aber hinter der Gesamtzahl der 82 Mio. Deutschen zu verstecken, werden viele Bürger nicht nur als hinterhältig, sondern als besonders heuchlerische politische Stellungnahme werten. Denn Lauterbach als hochrangiger Fraktionsvize hat eine entscheidende Funktion, den Deutschen diese Bürgschaft aufzuladen. Mit eigenem Geld würde er jedoch nur mit dem Betrag bürgen wollen, den er jedem Deutschen, jedem Kind, jedem Baby aufbrummt. So also, als “Kopfpauschale“, versteht der Gesundheitspolitiker Lauterbach egalitäre Gesinnung!

Michael Fuchs (CDU) als Opportunist mit Biedersinn?

„Ich würde mir das überlegen, wenn die Regierung Tsipras jetzt wirklich die angekündigten Reformen umsetzt. Dann kann Griechenland wieder zu einem Land werden, in das sich zu investieren lohnt“.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union weiß, was Wirtschaft und Union von ihm erwarten und windet sich nur ein bißchen.

Peter Gauweiler (CSU) als eigentlicher „Fuchs“ der Union?

„Die Leute sind gut beraten, sich immer mehr zu überlegen, ob sie dem Staat überhaupt etwas leihen wollen. Egal ob es Griechenland oder Deutschland ist“.

Das ist mit großem Abstand die schlauste Antwort von allen befragten MdBs.

Was diesen bloggenden Sozialliberalen bei BILD Tücke vermuten lässt, ist die scheinbar gezielte Auswahl des in Medien nicht selten als wenig glaubwürdig beschriebenen Gesundheitspolitikers Lauterbach. Beabsichtigte BILD nicht nur Lauterbach, sondern die SPD vorzuführen? Hätten nicht auch stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD oder andere MdBs mit besonderer finanz- oder europapolitischer Kompetenz zur Verfügung gestanden?

Und nun fragt mich eine geschätzte ehemalige Hamburger Kommilitonin, die mich auf die BILD-Aktion aufmerksam machte: „Was hättest Du geantwortet?“

Hier die Antwort: „Nicht im Traum würde ich freiwillig für einen Cent an Hellas bürgen! Nicht eine einzige Anleihe dieses Landes kaufen. Nicht einmal dorthin in Urlaub reisen, so wie Syriza und ihr rechtsextremer Koalitionspartner dort Stimmung gegen Deutschland machen.“

Aber was nutzt es? Unsere MdBs werden uns Bürger und Steuerzahler zur Bürgschaft für Hellas verpflichten. Da bleibt nur die Meldung nach Hamburg: Mook wi, mutt ja, nutzt ja nichts!

*1) BILD FRAGT POLITIKER. Würden Sie mit Ihrem Geld für die Griechen bürgen? 25.02.2015, bild.de.

*2) Die Summe der Hilfskredite ist geringer als die gesamte griechische Staatsschuld.