Ein Senator für Wirtschaft.

Mancher kann nicht aus seiner Haut. Nicht selbst besitzen, aber dennoch wertschätzen, was Künstler und Meister gestaltet und geschaffen haben.

Berlin ist ein Ort, um diesem Wertschätzen nachzugehen. Nur wenige Beispiele: Esmeraldas de Muzo – unergründlich dunkelgrün, verde profundo. Ein Maybach 57 S, der still den Kurfürstendamm hinunter gleitet. Die Kleider von Sonia Rykiel. Das Weiße Gold: Zeitlose Formen und Farben, erdacht von den besten Designern für die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin.

Die KPM wurde am 27. Mai im Deutschen Bundestag kurz angesprochen. Vom Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf. Der Herr ist alles andere als ein Dummkopf. Im Rahmen einer Debatte, in der Ideologie und Wahlkampf sich zu heillosem Durcheinander von Privatisierung und Public-Private-Partnership vermengten, holzte er kräftig.

Aber in einem Punkt sagte er etwas sachlich Richtiges: „Ja … unter unserer Ägide ist auch die Königliche Porzellan-Manufaktur privatisiert worden … Ich bin nicht der Auffassung, dass die Produktion von Tellern und Tassen eine öffentliche Aufgabe ist.“

Sachlich richtig, Herr Senator, dennoch erbärmlich! Über seine Amtsführung als Senator der Linken – gepflegte Sprache: „Ägide“! Über das von Friedrich dem Großen gefirmte älteste produzierende Unternehmen Berlins, dessen Objekte weltweit als Kulturgüter gewürdigt werden: „Produktion von Tellern und Tassen“! So was als Senator für die Wirtschaft Berlins. Vor dem Bundestag und dem Millionen-TV-Publikum. Würdiger Werbeträger.

Der Herr stammt aus Westdeutschland, feinste Auslese der trotzkistischen Linken. Zwischendurch Grüner. Und dennoch gilt für Wolf und seine Rede das Diktum Rudolf Augsteins nach seiner Besichtigungsreise zum realen Sozialismus: „Unter aller Kanone“