Ende der Neuzeit?

Kürzlich hat mir ein würdiger Herr, hoch geachteter Naturwissenschaftler, einen richtigen Schrecken eingejagt.

Die Moderne sei zu Ende, da sei die Vernunft der Maßstab gewesen. Nun lebten wir in der Postmoderne. Da regiere die Emotion, die Befindlichkeit.

Belege? Es drängen sich viele auf! Drei seien angeführt.

1. In einer TV-Debatte über Verteilung und Gerechtigkeit konstatiert der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach SJ „Krankheit unserer Gesellschaft“ (Phönix 27. März 2011, Wdhlg. v. 3. Dez. 2010). Als Leitsymptom fällt ihm ein: Burn-Out bei Lehrern! Passt genau – die Eloquenten können ihre Befindlichkeit am wirkungsvollsten artikulieren.

2. Demo gegen Stuttgart 21 und Fällen einiger Bäume. Eine sympathische Dame aus der Nachbarschaft zum Park tritt auf. „Im Krieg habe ich mein Haus brennen lassen und den Baum gelöscht“, ruft sie dem erschütterten Publikum zu.

3. Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz – entschieden „vom Wutbürger und vom Angstbürger“, wird von Helmut Markwort (Focus) festgestellt.

Konsequenz? Macht den Medien klar, wo der Hammer hängt! Beim SPIEGEL (29. Okt. 2010) wurde schon angefangen. Die Theologin Margot Käßmann findet religiöse Themen in den Medien unterrepräsentiert: „Es ist eine Verachtung der Realität, dass in den Medien solche Themen so wenig vorkommen. Ich finde diesen Traditionsverlust wirklich traurig.“