Exportorientierung – Ausländerfeindlichkeit.

Herrn Edo Reents, dem hochgebildeten stellvertretenden Feuilletonchef der FAZ zu widersprechen, fällt bei diesem Thema sehr schwer.

„Als exportorientiertes Land könne sich Deutschland Ausländerfeindlichkeit überhaupt nicht leisten, sagt der Bundesinnenminister. Er folgt einer befremdlichen Logik, die nicht zum ersten Mal bemüht wird.“ (Edo Reents, FAZ, Im- und Export, 1.10.2012).

Mit dieser kritischen Bemerkung will Herr Dr. Reents hervorheben, dass selbstverständlich jede Form des Schürens von Feindseligkeit – ob gegen Ausländer oder bestimmte Inländer, etwa Ostfriesen – verwerflich ist. Diesen „moralischen Standort“ mit wirtschaftlichem Interesse zu begründen, „wirkt .. doppelt obszön“.

So Herr Reents, und dies erscheint nachvollziehbar: Wegen des derzeit in Politik und Medien umlaufenden Verdachts, dass für Sicherheit zuständige Polizei und andere Behörden nicht gegen Neonazi-Mörder vorgehen wollten oder konnten. Und Herr Bundesinnenminister Friedrich glaube, die Bevölkerung beim wirtschaftlichen Interesse packen zu müssen, da offenbar kein Portepee der Werte mehr vorhanden sei.

Wenn ein politisch selbst zertifizierter Christ wie Herr Minister Friedrich so argumentiert, mag das befremden. Dennoch könnte das Urteil von Herrn Reents bei nicht wenigen ökonomisch Interessierten Zweifel auslösen.

Ist nicht das Urmotiv aller „moralischen Standorte“ (E. Reents) unserer Welt die in der Metapher „Brot“ ausgedrückte Notwendigkeit, friedlich, produktiv und arbeitsteilig zusammen zu arbeiten? Um als Gemeinschaft zu überleben?

Kann „Exportorientierung“ nicht als kosmopolitische Haltung mitmenschlicher verlässlicher Zusammenarbeit gesehen werden? Ist solche Haltung auch in der modernen Globalität nicht jene Pflicht zu produktivem, arbeitsteiligem Austausch, die mit der uralten Bitte um das „tägliche Brot“ untrennbar verbunden ist? Brot ist heute sicher auch Ergebnis und Gegenstand internationalen Handels – von den Rohstoffen, den Maschinen der Bäckereien bis hin zu den ungezählten Varianten des Endprodukts „Brot“.

„Exportorientierung“ ist immer mit Import und internationalen Währungs- und Kreditbeziehungen verflochten – es ist weltweites Miteinander von Menschen für unser gemeinsames Wohl. Eine Haltung, die weit über rein monetäres Interesse reicht. Denn „Exportorientierung“ erfordert, dass sich die Partner der Grenzen überschreitenden Arbeitsteilung vertrauen (credere!), gegenseitige Versprechen einhalten, Treuepflichten wahrnehmen gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, den Groß- und Einzelhändlern – die weltweite kulturelle Vielfalt umspannend. Exportorientierung als Leitbild jeder Arbeitsteilung gehört zum „moralischen Standort“ vieler tätiger Menschen.

„Mein Feld ist die Welt“ – solche und ähnliche Maximen „Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg“ werden in der Tradition dieser 1517 vom „Ehrbaren Rat der Hansestadt Hamburg“ genehmigten Vereinigung immer wieder zitiert. Kurz: „Exportorientierung“ schließt universelle wirtschaftsethische Grundsätze ein und Feindseligkeit gegenüber unseren zugewanderten Mitbürgern aus.

Da Herr Bundesinnenminister Friedrich dies meinte, stimme ich ihm gern zu.