Ferrari AA

… so wurde in Medien berichtet, als Ferrari schätzen Beamte des Auswärtigen Amtes (AA) die Qualität ihres Ministeriums im Vergleich zu anderen Ressorts ein.

Leider ist ein Ferrari bekanntlich auch nicht mehr das, was dieser Bolide einst war.

Joschka Fischer, Bundesminister des Auswärtigen a.D., hat bereits 2011 eine – sagen wir – differenziertere Sicht auf das AA vertreten: „Die Oppositionsseilschaften und Parteibuchkarrieristen erhoben im Amt und in der Presse ihr Haupt“ – gegen ihren Minister Fischer. Das war im Jahr 2000.

Rebellion? Dazu noch „erhobenen Hauptes“? So etwas hat Joschka Fischer ganz krumm genommen. Deshalb traf seine Verdammnis sogar AA-Pensionäre, im Amt „Mumien“ genannt: „Ich hasse Mumien!“ *1)

So eingestimmt, soll hier eine Einladung des AA an die Bürger angenommen werden: „Reden Sie mit – über die Rolle Deutsch­lands in der heutigen Welt, über Bedeutung, Ziele und Instru­mente unserer Außenpolitik …“. *2)

Also, man darf sich auch einmal kritisch mit dem Ferrari auseinandersetzen. Sehr kritisch sogar, denn hier wird „mitgeredet“ über einen Umgang des AA mit Bürgern.

Nicht mit irgendwelchen Bürgern. Sondern mit Menschen aus Deutschland und Partnerländern, die im Ausland tätig waren. 2009 im Jemen – eine südkoreanische Lehrerin, ein britischer Ingenieur, zwei deutsche Krankenschwestern sowie Sabine und Johannes Hentschel, die als christliche Entwicklungshelfer in einem staatlichen Krankenhaus in der nordjemenitischen Provinz Saada arbeiteten. Familie Hentschel aus Sachsen lebte dort mit ihren Kindern Lydia, Anna und Simon. *3)

Am 12. Juni 2009 erlitten diese Menschen ein furchtbares Schicksal. Sie wurden von Terroristen der al-Quaida *4) verschleppt. „Drei der Entführten – zwei deutsche Krankenschwestern und eine südkoreanische Lehrerin – wurden erschossen aufgefunden. Von einem britischen Ingenieur fehlt weiter jede Spur; vermutlich ist auch er tot.“ *3)

„Saudische Spezialeinheiten konnten die beiden Töchter der Familie H., Lydia (10) und Anna (8), 2010 befreien. Sie leben wieder in ihrer Heimat. Schon damals gab es Berichte, dass Baby Simon tot sei. Von den Eltern fehlte indes jede Spur. Bis jetzt…“ *4)

Bis jetzt – das heißt bis zu folgender Mitteilung des Auswärtigen Amtes: „Gemäß hier vorliegendem zuverlässigen nachrichtendienstlichen Aufkommen wurden Johannes, Sabine und Simon H. im Verlauf ihrer Entführung im Jemen getötet bzw. verstarben“ *3).

Wir fühlen mit dem Schwager der Opfer, Pastor Reinhard Pötschke. Er sagt nur, es sei „für die Angehörigen schwer, ´einen solchen Satz schwarz auf weiß zu lesen – auch, wenn wir eine solche Nachricht befürchtet hatten`. Nach über fünf Jahren des Hoffens und Bangens sei es nicht leicht, diese Mitteilung anzunehmen.“ *3)

Wir achten die vornehme Haltung des Pastors Reinhard Pötschke.

Jedoch der Einladung des AA „Reden Sie mit“ folgend, reden wir: Welches Ausmaß an nachlässiger Behördensprache leistet sich der „diplomatische“ Dienst gegenüber Verwandten der Opfer internationaler Arbeit! Wer weiß, wie Diplomaten bei Empfängen flöten können, ist umso empörter über diesen Ton.

Mumien am Steuer eines heruntergekommenen Ferrari?

*1) Joschka Fischer, „I am not convinced“. Der Irak-Krieg und die rot-grünen Jahre. 1. Auflage. Köln 2011, S. 327.

*2) http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Startseite_node.html.

*3) Auswärtiges Amt. Traurige Gewissheit: Im Jemen verschollene sächsische Familie ist tot; http://www.idea.de/nachrichten/detail/menschenrechte/detail/, 22. September 2014. (Hervorh. RS).

*4) FÜNF JAHRE NACH IHRER ENTFÜHRUNG. Jemen-Geiseln aus Deutschland sind tot; bild.de, 23.09.2014.