Friedensforschung in Europa.

Könnte ein Vorschlag des Osteuropa-Experten Professor Jörg Baberowski Fördermittel bewegen?

Herr Baberowski schlägt vor, „eine Abstimmung in den östlichen Territorien (der Ukraine zu) machen, in denen es jetzt diese Unruhen gibt.“ *1)

Dem um den Frieden im östlichen Europa besorgten Bürger ist dringend zu empfehlen, sich eingehend mit den Überlegungen des renommierten Professors für Osteuropa-Forschung auseinanderzusetzen. Alle folgenden Zitate sind dem interessanten Interview mit Professor Baberowski entnommen.

Es geht um den Vorschlag des ukrainischen Präsidenten Turtschinow, die Ukrainer insgesamt in einem Referendum abstimmen zu lassen, ob ihr Staat in eine Konföderation umgewandelt werden sollte. Dagegen wendet sich Professor Baberowski.

Baberowskis Ziel für die Ukraine ist, „dass sich die Lage entspannt.“ Daher „müsste man ja eigentlich diejenigen darüber abstimmen lassen, die raus wollen, also nur die Bevölkerung der Ostukraine.“

Diesem Friedensziel und diesem Vorschlag Baberowskis für eine friedliche Konfliktlösung stehe eines im Wege: „Das große Problem ist, dass bei allen Beteiligten das Vertrauen verloren gegangen ist.“

Ein „sinnvoller Weg“ (Baberowski) aus dieser konfliktiven Sackgasse wäre, wenn sich die Konfliktparteien die Sichtweise Prof. Baberowskis zu eigen machten, dass „man alles, was man einmal entschieden hat, auch wieder rückgängig machen kann.“

Und als Beispiel für die Zweckmäßigkeit dieser Sicht auf das Problem der territorialen Integrität der Staaten in Europa bietet Baberowski die Ukraine an: „1991 hat ja auch eine Mehrheit der Ukrainer für die Unabhängigkeit gestimmt: nicht, weil sie große Anhänger der ukrainischen Nation waren, sondern weil sie geglaubt haben, dass sich ihre Lebensumstände verbessern, wenn die Sowjetrepubliken unabhängig sind. Jetzt hat sich die Situation geändert – warum also sollte man es nicht mit einer Konföderation probieren?“ Oder: Warum nicht „probieren“, wie „eine Abstimmung in den östlichen Territorien .. , in denen es jetzt diese Unruhen gibt“ ausgeht?

„Probieren“ mit Abstimmungen von ethnischen Minderheiten, zu welchem Staat ihr Gebiet gehören soll? Abstimmungen „probieren“ für ethnische Minderheiten, die in grenznahen Regionen zu einem interessierten Nachbarstaat nicht selten lokale Mehrheiten bilden? Ist dies Prof. Baberowskis europäisches Entspannungsprojekt?

Herbei mit Forschungsmitteln für diesen Projektvorschlag! Lasst Baberowski begutachten, wo solche Referenden „sinnvolle Wege“ eröffnen, „dass sich die Lage entspannt.“ Sicher könnten den Professor eine Reihe ethno-territorialer Konflikte in Europa interessieren.

Vom Baltikum bis zum Balkan, vom Kaukasus bis nach Zentralasien. Und keine Sorge, dass solche Forschungsmittel für Prof. Baberowski die Kassen deutscher Fördereinrichtungen leeren könnten.

Dem Projekt winken ganz große Förderer mit ganz großen Kassen!

*1) Ukraine-Krise. Baberowski: „Lasst die Ostukrainer entscheiden!“ Das Interview führte Jeanette Seiffert; 16.04.2014, http://www.dw.de/baberowski-lasst-die-ostukrainer-entscheiden/a-17567915.