Frühlingsgefühle des Kanzlers?

Unser Bundeskanzler Scholz findet „Bhutans Idee, das Glücksgefühl seiner Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen, .. faszinierend“.

„Beindruckt von dem dort erhobenen ´Bruttonationalglück`“, halte Scholz es für „sehr sinnvoll“, Wohlstand auch mit nicht-materiellen Indikatoren zu bewerten. *1) Ein knüppeldicker Hinweis auf sein „gutes Regieren“, ein wesentliches Element von Bhutans „Bruttonationalglück“ …

Nun werden risikobewusste Menschen wissen, dass ein gewisser Wohlstand, erreicht durch die jährliche Wirtschaftsleistung unseres Landes (“Bruttoinlandsprodukt“), die Sicherheit vor Krisen und damit gewiss auch das von Scholz derzeit bewunderte bhutanesische “Bruttonationalglück“ erhöhen kann.

Vorausgesetzt, die auf eigene Verantwortung setzenden Menschen sparen und bilden Vermögen. Obwohl nicht wenige Fachleute beklagen, dass rot-grüne Politik anstrebe, durch “Reichensteuer“, Vermögenssteuer und eine Immobilienbesitz belastende “Verbots- und Ökodiktatur“ *2) den “Wohlstand“ vieler fleißiger, sparsamer und vorsorgender Menschen zu reduzieren.

Während der Bundeskanzler uns auffordert, ihm in der schweren Kriegskrise zu vertrauen, *3) “Glücksgefühle“ bei der Bewertung der wirtschaftlichen Lage zu berücksichtigen — z. B. wie in Bhutan: “gutes Regieren (Aha! rs), nachhaltige soziale und wirtschaftliche Entwicklung, Kulturförderung und Klimaschutz“ *1) — könnte sich eine schwere Wirtschaftskrise anbahnen …

Der aktuelle Blick auf Analysen von US-Experten zu den Bankpleiten in den USA — zuerst “Silvergate Financial“ (Kryptowährungs-Anlagen), dann die “Silicon Valley Bank“ (Finanzierung von High-Tech-Startup-Unternehmen) und bisher auch noch die “Signature Bank“ (Kryptowährungs-Anlagen) — lässt rätseln, ob des Kanzlers Bewunderung für “Glücksgefühle“ bei den sich gleichzeitig häufenden Krisenmeldungen aus den USA ein Ablenkungsmanöver ist, um das deutsche Publikum ruhig zu stellen.

Für sorglose Ruhe besteht jedoch kein Anlass! Die Zinserhöhungen in den USA und in der EU gegen weit überhöhte Preisniveau-Steigerungen (= Inflation) nach Jahren einer Null-Zins-Politik werden Folgen für wirtschaftliche Aktivitäten haben, insbesondere für Banken, kreditabhängige Unternehmen und Privathaushalte.

Die langfristigen Finanz-Anlagen (mit etwas besserer Rendite als Kurz-Frist-Anlagen) von Geschäftsbanken nach einem Null-Zins-Jahrzehnt dürften infolge der derzeitigen Zinserhöhungen seitens der Notenbanken (FED in USA, EZB in EU) Verluste ausweisen. Denn diese Anlage-Papiere werden nur dann von zinsbewussten Anlegern gekauft, wenn ihre Kaufkurse so absinken, dass die Rendite den neuen, höher verzinslichen Papieren  entspricht.

Auch wenn solche Verluste erst bei Verkauf realisiert würden, so waren die oben genannten US-Banken unter ruinösen Verlusten dazu gezwungen. Denn sie mussten bei Abheben von Guthaben durch besorgte Kunden diese auszahlen, verfügten allerdings nicht über ausreichende kurzfristig verfügbare Mittel. Diese Verluste beim Notverkauf der Langfrist-Papiere (mit Niedrig-Zins und abgesackten Kursen) führten dazu, dass die für Finanzstabilität zuständigen US-Behörden diese Banken schlossen und zwangsweise unter Konkursverwaltung stellten.

Können wir uns den von Bundeskanzler Scholz derzeit bewunderten bhutanesischen “Glücksgefühlen“ bei der Bewertung der wirtschaftlichen Lage hingeben, weil die USA weit weg sind?

Die von dort ausgehende Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 lässt jedenfalls zur Vorsicht raten, wie neben anderen die Analyse durch den ausgewiesenen Experten Hung Tran aufzeigt: *4)

  • Ob den bisherigen Pleiten von US-Banken — “Silvergate Financial“, “Silicon Valley Bank“ und “Signature Bank“ — keine weiteren folgen, sei völlig offen.
  • Jedenfalls seien die Risiken für die Finanzstabilität und damit für die kreditabhängigen Unternehmen nicht nur in den USA, sondern weltweit gestiegen.
  • Daher könnte die Bekämpfung der Inflation durch FED/USA (und wohl auch durch EZB/EU, rs) geschwächt werden, da diese gezwungen seien, durch zurückhaltende Zinspolitik auf die Gefahren für die Finanzstabilität Rücksicht zu nehmen.

Jeder weiß um die Bedeutung der US-Wirtschaft für die Entwicklungs- und Schwellenländer, für die EU und vor allem für die deutsche, stark exportabhängige Wirtschaft. Jeder ist auch von der hohen Inflation getroffen und muss seine Käufe von Gütern einschränken.

Da bleibt fraglich, ob die von Kanzler Scholz aktuell bewunderten bhutanesischen “Glücksgefühle“ durch sein “gutes Regieren“ auch hier aufkommen werden. *1)

*1) Bundeskanzler. Olaf Scholz „fasziniert“ von Glück als Wohlstandsindikator. Aktualisiert am 13. März 2023; https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-03/bundeskanzler-olaf-scholz-bhutan-glueck

*2) Heizungs-Verbote und Zwangssanierung. Top-Experte wirft Habeck „Öko-Diktatur“ vor. Von Jan W. Schäfer. 13.03.2023; https://www.bz-berlin.de/deutschland/top-experte-wirft-habeck-oeko-diktatur-vor?

*3) Olaf Scholz. “Vertrauen Sie mir!“ Von Patrik Schwarz und Anna Sauerbrey; Aktualisiert am 3. Februar 2023; https://www.zeit.de/2023/06/olaf-scholz-ukraine-politik-vertrauen

*4) Silicon Valley Bank failed: What happens next? By Hung Tran. Hung Tran is a nonresident senior fellow at the Atlantic Council; a former executive managing director at the Institute of International Finance and former deputy director at the International Monetary Fund. March 13, 2023; https://www.atlanticcouncil.org/blogs/econographics/silicon-valley-bank-failed-what-happens-next/?