Gedankensplitter zum Besuch des Papstes.

Hochachtung vor dem Amt und der Person Papst Benedikts XVI verbietet mir auch nur den Versuch eines bewertenden oder einordnenden Kommentars – dies wird Gegenstand von Büchern Kundiger werden. Ein Bürger-Journalist, der diesen Besuch verfolgt hat, darf jedoch berichten, was ihn dabei beschäftigte.

Der Beobachter des historischen Ereignisses empfindet gelegentlich Sympathie. Sympathie für diesen und jene, die auch angenommen sein möchten, sich nach „Ökumene“ sehnen – alles „auf Augenhöhe“! Sympathie für ihr vergebliches Hoffen. Denn Papst Benedikt XVI, dieser einsame Adler rigoroser Theologie, schöpft aus einem tieferen Brunnen. Und hinter konzilianten Gesten steht eisig die Verantwortung für zwei Jahrtausende Organisation von Gläubigkeit.

Die Härte seiner Positionen erklärte der Philosoph David Precht mit der Härte des Wettbewerbs, dem die katholische Weltkirche durch die Mission amerikanischer Protestanten ausgesetzt sei. Das mag ein richtiger Gedanke sein. Aber vielleicht hat der Erfolg der protestantischen Mission in Lateinamerika wenig mit den päpstlichen Positionen zu tun, die in deutschen Talk-Runden beklagt werden.

Die hier gern dämonisierten Missionare aus den USA verbieten ihren Gläubigen vor allem eins: den Alkohol. Das treibt ihnen in Lateinamerika die Frauen in Scharen zu. Gerade Frauen, auf denen die Last ruht, jeden lieben Tag die bittere Armut zu bewältigen. Ihre Kinder zu ernähren, zu kleiden, ihnen im brutalen Umfeld Wärme und Fröhlichkeit zu geben. Während viel zu viele Herren der Schöpfung beduselt an der Ecke stehen. Respekt für diese missionarische Arbeit; ihr Erfolg ist verdient. Denn die katholische Kirche mag bei Südamerikas Frauen zu sehr den Eindruck erwecken, es bei „Drei Vater Unser und bessere Dich, mein Sohn“ zu belassen.

Zwei Äußerungen des Papstes könnten zu Recht auf Ablehnung stoßen.

Sicher ist wenig seiner Gelehrsamkeit entgegen zu setzen, wenn er die „innere Identität Europas“ auf die „Begegnung“ des Gottesglaubens Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und des Rechtsdenkens Roms zurückführt.

Aber gab es nicht weit mehr „Begegnungen“, denen die „innere Identität Europas“ Prägendes verdankt? Was schuldet Europa zum Beispiel der islamischen Kultur? Angesichts des Schweigens zu dieser Frage wäre zu wünschen, die Christen hätten ihre Finger von den maurischen Denkmälern in Al-Andalus gelassen. Und zu wünschen, die Reconquista hätte es nie gegeben!

Papst Benedikt XVI hat für alle Menschen Bedeutendes über Glauben und Vernunft gesagt. In Luthers Bibel findet sich der Satz des Paulus „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens“ (1.Tim. 6.12). Deshalb sei der anmaßende Satz Seiner Heiligkeit zurückgewiesen „Ein selbst gemachter Glaube ist nichts wert.“