Gemeinnützig – gemeingefährliche …

… Verhaltensweisen beim Spendensammeln von Rettungs- und Pflegediensten?

Im September 2010 hatte das ARD-Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ „eine bundesweite Werbeaktion des Arbeiter-Samariter-Bundes kritisiert. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) arbeitet mit unseriösen Drückermethoden, so der Vorwurf von Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen (DZI).“

Hatte die Kritik Konsequenzen für das Verhalten solcher Organisationen? Dies erscheint zweifelhaft. Hier die Schilderung eines aktuellen Vorfalls.*) Dazu wandte dieser Bürger-„Journalist“ sich per E-Mail am 17.01.2013 an das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und an den wohl zu Recht über den ASB empörten Herrn Wilke vom DZI, der das DRK mit dem DZI-Spendensiegel zertifiziert.

Ergebnis: Nicht einmal die heute durchaus übliche automatisierte Eingangsbestätigung, geschweige denn eine Antwort zur Sache. Der Vorgang wird hier veröffentlicht, um zur Debatte über akzeptables Verhalten für die Bitten um Spenden oder das Gewinnen von Mitgliedern durch gemeinnützige Organisationen beizutragen.

E-mail vom 17.01.2013 an drk@drk.de und wilke@dzi.de:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

heute zur Mittagszeit klingelte überraschend ein Herr XXX, so stellte er sich vor, in Rot-Kreuz-Uniform, und bat mit einigem Nachdruck für das DRK nicht nur um eine Spende, sondern um eine Einzugsermächtigung vom Bankkonto für eine regelmäßige monatliche Abbuchung. Das Formular zum handschriftlichen Eingeben der Kontodaten hatte er gleich dabei. Die Spende käme dem Heimatort Bad Honnef zugute und ginge nicht nach Berlin, war Kern seiner Erklärung dieses ungewöhnlichen Vorgehens. Ich bitte um Verständnis, dass ich es als Zumutung empfand.

Ich beschied den Herrn freundlich, dass dies Spenden-Verfahren für mich nicht infrage komme, da ich gerade meine Bankverbindung wechsele, was eben wegen der verschiedenen Daueraufträge und Einzugsermächtigungen nicht ohne Aufwand sei. Darauf Herr XXX, dann kommen wir im Juni wieder.

Anschließend sah ich, dass Herr XXX zum Haus einer .. Nachbarin ging, um dort tätig zu werden. Ich war schon im Begriff, meiner langjährigen, .. Nachbarin zu helfen, als ich erleichtert feststellte, dass gar nicht erst geöffnet wurde.

Hiermit teile ich Ihnen mein Befremden über dieses Gebaren beim Sammeln von Spenden mit. „Man sollte überlegt spenden. Nicht unter Druck und nicht zu spontan. Wenn Sie überraschend und drängelnd um Spenden gebeten werden, gerade dann sollten Sie nicht spenden.“ (Punkt 7, der auf drk.de vom dzi übermittelten Tipps „So spenden Sie richtig“).

Ich denke, der heutige Vorfall zeigt, dass sich Anspruch und Wirklichkeit des DRK bei solchen Aktionen zum Sammeln von Spenden erheblich widersprechen: Bankkonto-Daten an der Haustür abfragen für Abbuchungsaufträge! Fast war ich versucht, die Polizei anzurufen.

Grundsätzlich spenden wir an der Haustür nur bei den kleinen Sternsingern! Das sollte auch den Bürgern geraten werden.

Beste Grüße

Dr. Reinhold Sohns“

Wie gesagt, keinerlei Reaktion, weder vom DRK noch vom DZI. Dagegen kam dann die Stellungnahme eines verantwortungsbewussten DRK-Herrn meines Heimatortes, bei dem ich mich danach mit o.a. E-Mail am 19.01.2013 meldete. Auch hier wird der Name des Ansprechpartners entfernt.

E-Mail-Antwort am 21.01.2013:

„Guten Tag Herr Sohns,

vielen Dank für Ihre Information und wir können uns nur in aller Form für dieses Vorgehen entschuldigen. Da wir als Ortsverein Bad Honnef ebenfalls im Vorfeld große Bedenken bzgl. des Vorgehens der Werber hatten, haben wir unsere Einfluss Möglichkeiten dahin gehend genutzt, dass wir dem Team der Werber klare Spielregeln auferlegt hatten. Dieses wurden leider nicht nur bei Ihnen in nicht berücksichtigt. Wir haben unseren Unmut ebenfalls den verantwortlichen Stellen übermittelt und aktuell wurde wohl das Werben in Bad Honnef eingestellt.

Sicherlich profitieren wir von jeden Spendenmitglied, aber es hilft nicht wirklich der Arbeit des Roten Kreuzes, wenn man mit einem neuen Spendenmitglied, drei weitere Mitbürger verärgert.

Wir bitten den Vorfall zu entschuldigen und hoffen, dass Sie trotz allem positiv  zumindest unserer örtlichen Rot Kreuz Arbeit entgegen stehen.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag des Vorstandes“

YYY

Respekt! Mit hoher Achtung vor der verantwortungsbewussten Bürgernähe der DRK-Vertreter im lokalen und aller Ehren werten Einsatz konnte die Korrespondenz abgeschlossen werden:

E-Mail 21. Januar 2013:

„Sehr geehrter Herr YYY,

haben Sie vielen Dank für Ihre Antwort, die ich gern akzeptiere wie ich auch Ihre Arbeit in unserer Gemeinde sehr schätze.

Beste Grüße

Reinhold Sohns“

Fazit: Auch in solchen Fällen liegt es an uns Bürgern selbst, ob wir zulassen, dass fragwürdige Gebräuche und Verfahren von Großorganisationen einreißen.

Deshalb werden hier und jetzt die politischen Parteien, die Gewerkschaften und z.B. die gemeinnützigen politischen Stiftungen, die Arbeiter-Wohlfahrt, Malteser, Johanniter, Kirchen und all die vielen gemeinnützigen Einrichtungen der Zivilgesellschaft gewürdigt, die von Methoden wie den oben geschilderten Abstand halten. Und dennoch bedeutenden Dienst in unserer Gesellschaft leisten.

Also: von der schweigenden zur bloggenden Mehrheit! Wenn wir Bürger etwas ändern wollen!

*) Der Name des Werbe-Mitarbeiters wird aus der E-Mail gestrichen. Der Herr wurde freundlich behandelt, schließlich muss er seinen Lebensunterhalt im Auftrag seiner Agentur verdienen. Ein harter Job, keine „gute Arbeit“ und das auch noch im Winter bei Schnee und Eis!