Großer Vorbeter.

Nennen wir ihn mit Titel und vollständigem Namen: Sheikh Ibn Suad Fadi Walid Schahin Sumayya. Kürzlich hielt dieser große Stammesführer vor seinen Söhnen der Wüste eine bedeutende Rede.

Er beschwor im Rat der Ältesten (RdÄ):

  • die Einheit, die Gemeinsamkeit,
  • die Grenzen legitimer demokratischer Debatte durch überlieferte Stammesgesetze,
  • durch den menschlichen Anstand und
  • vor allem durch den Respekt!

Und dann benannte der Führer des Stammes die Außenseiter, die sich dieser Einheit der Anständigen, dem Anstand und dem Respekt für die Grenzen legitimer Debatte beharrlich verschließen: die Gruppe der Afede Haudruff.

Alim Qasim, der Schreiber jener großen Rede, hatte sich eifrig an Vorbildern orientiert. Das hässliche Wort Plagiat wäre also etwas unpassend und ist daher zu vermeiden. Dem Journalisten Khaliq Naser ist die Übertragung der Rede des Sheikh zu verdanken. Ein wichtiger Beitrag für das Zusammenwachsen unserer Welt!

Und so haben wir erfahren, was Sheikh Ibn Suad Fadi Walid Schahin Sumayya von seinen Söhnen der Wüste erwartet:

  • Widersteht jeder Polarisierung von Debatten.
  • Fügt Euch ein in die Gemeinsamkeit der Anständigen, die Stammesregeln beachten und den Sheikhs mit Respekt huldigen.
  • Stellt Euch gegen die ewig Unzufriedenen im Rat der Ältesten (RdÄ), die Ängste schüren.
  • Die sich anmaßen, gleichwertige, anständige, bürgerliche Mitglieder des Stammes zu sein.
  • Sagt ihnen, dass sie in Wirklichkeit “antibürgerlich“ und rechtsextremistisch sind.
  • Und nahezu wörtlich: „Ich vermisse einen entschiedeneren Kampf der großen Gemeinschaft unseres Rates der Ältesten (RdÄ) gegen diesen Rechtsextremismus.“ 
  • Setzt “Kraft, Zeit und Energie“ ein, denn diese Rechtsextremisten gehören nicht zur bürgerlichen Gemeinschaft des Anstands und des Respekts.
  • Und vor allem beachtet die „Grenzen legitimer Debatte“ in unserer demokratischen Stammesordnung!

“Ja! Verboten gehören sie!“ — stimmte Ratsmitglied Yahya Kahars, MdRdÄ, schreiend zu.

Und dennoch ließ die Wirkung dieser großen Rede des Sheikh und Vorbeters seiner Gemeinschaft zu wünschen übrig.

Manche Kritiker des Sheikh und Vorbeters — bei allem Respekt und hinter vorgehaltener Hand — meinen, mit seiner Rede könne er die üble Gruppe der Afede Haudruff sogar “mästen“.

Denn der Sheikh ignoriere die vielen unzufriedenen kleinen Leute, die nach langen Jahren bescheidener Zurückhaltung im Broterwerb tief verärgert die unkontrollierte Einwanderung in ihr Stammesgebiet ungefragt hinnehmen mussten. Und plötzlich ist Geld da für Millionen Zuwanderer. Und 600 Tausend Fremde seien in ihrem Land, von denen man bis heute nicht wisse, wer sie sind, kritisiert ein ehemaliger Minister und Ratgeber des Sheikh, Abu Al Kustu Haninkh.

Und ein Verdacht macht die Runde unter unzufriedenen Söhnen der Wüste: Fängt der Sheikh schon jetzt an, Verbündete im Rat der Ältesten (RdÄ) zu sammeln für seine Wiederwahl?

Als gründlicher Leser der Äußerungen unserer hochrangigen Persönlichkeiten erfasste mich ein Unbehagen bei diesem Blick in die Wüste und in die große Rede des Sheikh und Vorbeters Ibn Suad Fadi Walid Schahin Sumayya.

Was mag Ursache des Unbehagens sein? Kam mir manches bekannt vor? Hatte ich nicht deutlich genug gewagt, Verstimmung bei uns in Deutschland zu äußern? Hatte ich — die Schere im Kopf — die von unserem Staatsoberhaupt angemahnten “Grenzen legitimer Debatte“ *1) in unserer Demokratie für mich zu eng gezogen?

Aus Angst, ins Lager der „antibürgerlichen“ Rechtsextremisten verbannt zu werden? Und deshalb schon zum Konformisten geworden?

*1) Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Ernennung der Mitglieder des künftigen Bundeskabinetts am 14. März 2018 in Schloss Bellevue; https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Downloads/DE/Reden/2018/03/180314-Ernennung-Bundeskabinett.pdf?__blob=publicationFile. Siehe auch: Frank-Walter Steinmeier. Interview mit dem Magazin „Der Spiegel“. 13.September 2019; http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Interviews/2019/190914-Interview-Spiegel.html