Hamburg – Marathon.

Kurzanalyse – Executive Summary. Beste NDR-Übertragung. Heute 9.00 Uhr Start am Millerntor, Richtung Altona, Blicke auf Hafen, Planten und Blomen, Außenalster, Eppi.

Seit 1986 findet das Ereignis statt. Vom Idol Emil Zatopek eröffnet. Idol wegen Rat eines Sportfreundes bei einem Sportfest 1951: „9,3 auf 50 Meter. Hör zu, Krücke, vielleicht bist Du für längere Strecken geeignet.“

Seitdem Fan des Langstreckenlaufs – vor der Glotze. Auch heute bei TV-Reportagen in NDR-Qualität. Fragt eine Dame: „Was tun gegen Seitenstiche?“ Der Experte holt zur Antwort aus: „Wie gesagt, … „.

Ein Kommentator hat drauf: „Paavo Nurmi, der Wille ist alles.“ Dies bestätigt ein altgedienter Streckenhelfer, der Bananen verteilt: „Trotz des Laufens bringen sie das Wort ´Danke` noch raus.“

Neben dem Willen zählt der Rat des Sanitäters: „Starte langsam, laufe gleichmäßig. Am Ende Wärmeerhalt machen. Und Dehnübungen. Nur so viel trinken, wie Durstgefühl vorhanden.“

Ergebnis: Ein junger Teilnehmer greift – mit etwas zu happiger Begründung – zum „isotonischen Getränk“, nimmt gleich zwei Rationen Bier. Nicht ohne Tadel einer Reporterin: „Das ist doch auch für andere da!“ Antwort: „Der Weg zum Biertisch ist nicht weit.“ Hamburger Höflichkeit statt „Hau ab oder Ver.. dich!“ wie in Berlin.

Die mitfühlende Reporterin zu einem fast komatösen Franzosen: „Woher kommen die Schmerzen?“ Gerührt sammelt der Arme letzte Kraft und Deutschkenntnis: „Von Länge …“. Wie gesagt, nutzt ja nichts. Da musste durch.

Zwei ebenfalls mitfühlende Studentinnen massieren einen laufkranken jungen Mann auf der Bahre, gekonnt von unten nach oben. Trotzdem sagt der etwas wirr: „Es geht mir nicht gut. Der Mann mit dem Hammer ist da.“ Wie kann das bloß angehen? So kommt eins zum andern in Hamburg.

Ein Familienvater mit zwei hübschen Töchtern vom Balkon am Eppendorfer Baum: „Hier ist nur einmal im Jahr was los, sonst ist es wie ausgestorben.“ Reporter: „Wenn jetzt einer klingelt, der nicht mehr kann?“ Die Töchter lauschen und gucken erwartungsvoll. Der Papa: „Hoffentlich nicht!“ So ein nasser Feudel, will nur zuschauen, wie sich andere abquälen! Der Schlussläufer der NDR/ARD-Staffel, Ingo Zamperoni: „Den Eppendorfer Baum habe ich bisher nur im Fernsehen gesehen.“

Neben ihm zeigten sich noch drei weitere TV-Könner: Frau Susanne Stichler sowie die Herren Yared Dibaba und Thorsten Schröder. Auch ein ARD-Team gehörte zur gemeinsamen Staffel. Machte für jeden der insgesamt Acht über fünf Kilometer. Jedenfalls motivierte die Staffel ihren Schlussmann beim Start nach Hamburger Art: „Der Gegenwind hat uns schnell gemacht.“

Nach einer Viertelstunde etwa hatte das Team NDR/ARD den eleganten, aber keineswegs überhasteten Laufstil ihres Kollegen so weit analysiert, dass es hieß: „Nun leg` mal einen Zahn zu, damit du noch in der Sendezeit ankommst.“ Bei fast zwei Stunden Restsendezeit ein etwas herber Rat. Herr Zamperoni hielt es mit Gelassenheit. Haushälterisch den Atem flach haltend, versprach er: „Ich komme auf Touren. Hab` Kaffee eingeworfen. Zum Frühstück reichte Adrenalin.“

Ähnlich hatte zuvor ein NDR-Reporter einen anderen Staffelmann der ARD am ausgeruhten Gesicht im Endspurt seines Pensums erkennen wollen: „Da kommt er ja, wie war`s?“ Der ARD-Teilnehmer: „Wieso, ich laufe doch gerade erst los!“ Unser Reporter: „Na, sag` ich doch, mein` ich doch!“ Ebenso wie der junge Läufer wird der desorientierte Reporter gedacht haben: „Gar nich` ignorieren“.

Mittlerweile wuchs die Sorge über unverändert frisches Aussehen und gediegene Gangart des Schlussläufers Zamperoni. Diesmal zogen die Kollegen die Trumpfkarte: „Ingo, du bist ein Großer. Gib Alles. Ab dafür!“

Außerdem offerierten sie Stärkung und einen besonderen Psycho-Push: „Hier ist die Trinkflasche vom ARD-Typ, der aufgegeben hat. Bring` wenigstens die ins Ziel!“ Ingo Zamperoni immer noch ohne den geforderten Biss: „Was ist denn das? Trinkgeel. Aha, Doping für die Haare.“

Mit sicher respektabler Zeit nähert er sich schließlich dem Ziel, denkt aber nicht so sehr an dieses wie an die Zukunft: „Hier wird mehr gejubelt als im Studio. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei.“ Dazu ein Däne, als wäre er in Hamburg geboren: „Hamburg ist weltweit das Beste. Und das mein` ich ernst, nä!“

Die NDR/ARD-Staffel war unter dem Sieges-Motto angetreten: „Schwach anfangen, stark nachlassen!“ Herzlichen Dank dafür. Wem das nicht hilft …