H&M in Bangladesh.

Heute wurde in Phönix-TV von „Expertinnen“ der Globalisierung beleuchtet, in welche Aktivitäten diese bekannte Firma in der Hauptstadt Dacca verstrickt ist:

angeblich fürchterliche Arbeitsbedingungen, elendes Leben der Näherinnen in Slums …

bestes Anschauungsmaterial für die Attac-Propaganda: Eine Ratte wird ausgiebig gefilmt. Dazu die Befragung von Näherinnen: Ob sie nicht lieber die Schule besuchten, ob sie nicht hoffen, dass ihren kleinen Geschwistern Schulbesuch möglich sei … Kein Wunder, dass die Mutter bei diesem Verhör in Tränen ausbricht, gute Szene für die Anklage gegen H&M.

Dann werden einer Näherin Bilder junger H&M-Kundinnen aus Deutschland gezeigt: ob sie nicht mit ihnen tauschen möchte. Die Näherin zeigt auf ein Bild und sagt, das Lächeln dieser jungen Dame finde sie sehr nett. Nicht mal diese Geste gab unseren bornierten Reporterinnen zu denken.

Bangladesh gehört zu den ärmsten, dichtest besiedelten Ländern der Welt. Die Landwirtschaft ist bei 150 Mio. Menschen so intensiv, dass die Natur weitgehend zerstört wird. Regelmäßig wird das Land von katastrophalen Überflutungen mit folgenden Seuchen heimgesucht.

Gegen diese dramatischen Bedingungen kämpfen die Menschen, unterstützt durch internationale Zusammenarbeit, private unternehmerische Investitionen, durch Kirchen und viele NGOs. Die deutsche staatliche Entwicklungszusammenarbeit setzt jährlich über 30 Mio. Euro ein: für Verbesserung der Regierungsführung, des Gesundheitssystems, der lokalen Verwaltung, für umweltschonende Energieeffizienz, den Schutz der Biodiversität.

Seit 2005 – so stellt das BMZ fest – konnte der Anteil der unter der nationalen Armutsgrenze lebenden Menschen von 40 auf 31,5 Prozent gesenkt werden. Dennoch bleibt das Land arm, da das Wachstum von Arbeitsplätzen nicht mit der Zuwachsrate der Bevölkerung Schritt hält.

Deshalb hat uns Phönix-TV heute – damit es die jungen Damen in Deutschland sich endlich merken – in Wiederholung gezeigt, wie grausam H&M und seine Kundinnen sind. Weil sie in Bangladesh Arbeitsplätze schaffen.

Lassen wir doch wenigstens hier einen der bedeutendsten Forscher und Lehrer unserer Zeit auf dem Gebiet der internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu Wort kommen: Professor Jagdish Bhagwati. Seit den frühen 1960er Jahren haben seine wissenschaftlichen Beiträge weltweit Beachtung gefunden. Der deutschen Ausgabe seines Buches*) hat Joschka Fischer ein Vorwort  „Globalisierung und Verantwortung“ gewidmet.

Professor Bhagwati schreibt: „Wenn wir .. die Rhetorik der Globalisierungsgegner hinter uns lassen und die damit verbundenen Ängste und Überzeugungen leidenschaftslos im Licht der verfügbaren empirischen Nachweise betrachten, können wir feststellen: Die Globalisierung – in Form von Handel und … Kapitaldirektinvestition – unterstützt die Armutsbekämpfung in den armen Ländern und schadet ihr nicht.“ (S. 119).

H&M ist also für seinen Beitrag zur Armutsbekämpfung in Bangladesh zu würdigen, und dies gilt auch für seine jungen Kundinnen!

*) Jagdish Bhagwati, Verteidigung der Globalisierung, München 2008.