Hochadel der Bundesrepublik.

Thomas Oppermann, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, zollte dem Bundespräsidenten Respekt für seine Erklärung. Auch diese Haltung Herrn Oppermanns verdient Respekt.

Weniger respektvoll mögen manche Bürger Kommentare intellektueller Natur zum Wohnhaus der Familie Wulff bei Hannover bewerten.

So gibt sich Herr Dr. Bartetzko, in den gesellschaftlichen Spitzen Deutschlands hochangesehener Kunsthistoriker und Experte für Architektur und Denkmalpflege, genussvoller Häme hin: „Durchschnitt….durch und durch standardisiert … das pseudotraditionalistische Niedersachsenhaus von der Stange….derart genügsam in puncto Baukultur….“ (FAZ, 14.12.2011).

Auch Herr Jakob Augstein, Verleger und gelegentlich zu Unrecht als „Salon-Linker“ apostrophiert, lässt sich zu einem Kommentar herab. Wer seine politischen Urteile aufmerksam verfolgt, hat nichts anderes erwartet als dies: „Häuslein in Großburgwedel bei Hannover“.

Vor dieser hohen Warte erlesener Weisung für angemessenes Stilempfinden neige ich mich in Respekt.

Von beiden Herren empfangen wir dankbar Prägendes für unsere Baukultur. Dies kann der Herr Bundespräsident uns mit seinem Wohneigentum offensichtlich nicht bieten.

Dafür aber die Herren Bartetzko und Augstein. Auch wenn sie uns noch – Ausdruck edler Exclusivität – den Blick auf den von ihnen vorgelebten Wohnstil verwehren.

Aber zweifellos verkörpern sie die Sphäre, die uns alle kulturell und stilistisch heben und orientieren möge. Hier geht es nicht, wie die ZEIT schon am 3.12.2009 wusste, um Kategorien aus dem Milieu der „Kleinbürger“. Hier geht es um Maßstäbe und Vorgaben aus dem „intellektuellen Hochadel der Bundesrepublik“.