Humorist des Jahres 2012.

Über das Qualitätsblatt „Die Welt“ mag man sagen, was man will. Aber ihr Geschäft verstehen die Blattmacher.

Zum Interview mit einem Herren, hier: Dr. Gregor Gysi, schickt die Redaktion eine Dame, die herausragende Politikjournalistin Miriam Hollstein.*) Das hat gute Gründe.

Nicht nur, weil dabei ein Interview der Spitzenklasse herauskam; das war bei diesen Gesprächspartnern ohnehin zu erwarten. Das Interview erfreut dermaßen, dass es diesen Bürger-„Journalisten“ zu etwas ausschweifenden Betrachtungen anregt …

Ein weiterer Grund, eine Journalistin vom Format Frau Hollsteins zu beauftragen, mag in der Absicht gelegen haben, die emotionale Belastbarkeit des Berufspolitikers Dr. Gysi zu testen.

Solche Belastbarkeit hat dieser Blogger früh bei Großvater Wilhelm, Beamter bei der Post, kennengelernt. Der wusste, wie heute auch Berufspolitiker wissen, welchen Ärger die Kunden machen können.

Wahrscheinlich im Fall von Opi Wilhelm nicht zuletzt die Damen, die gerade in einem abgelegenen Städtchen wie Eldagsen ungern auf Briefe warteten. Deren erwarteter Absender vielleicht gar nicht die Absicht hatte, jemals zu schreiben.

Und wie der heutige Berufspolitiker, so musste früher auch der junge Postschaffner immer wieder zu erwartungsvollen, ja drängenden KundInnen – „Was haben Sie für mich, was ist für mich dabei?“ – mit höflichem Bedauern sagen: „Heute leider nichts, aber gewiss doch in Bälde!“

Der Halt des Großvaters, solches Tag für Tag gleichmütig und freundlich hinzunehmen, stand auf einem kleinen Täfelchen, fast hinter dem Ofen angebracht, in gebührendem Abstand jedenfalls zu Albrecht Dürers „Betenden Händen“, auf die Omi Dora, geliebt und nie vergessen, großen Wert legte. Auf diesem Täfelchen stand: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“

Zurück zum Thema! Alle harte Zumutung ist noch erträglich, wenn sie von Damen ausgeht. Und so erstaunt nur ein kleiner Punkt an dem von Frau Hollstein so ausgezeichnet geführten Interview.

Zu Beginn des Gesprächs hatte Gregor Gysi mit seiner konservativ geprägten Liebe zum Weihnachtsfest und seinen Ritualen überrascht. Da hätte der Gedanke nicht fern gelegen, zum Ende hin auf das in die weihnachtliche Zeit passende Bild von Geburt und Kindheit zu wechseln.

Nicht mit Frau Hollstein. Vielleicht wähnte sie sich nach so vorzüglichem Gesprächsertrag nicht im Winter, sondern bereits im Frühling. Jedenfalls stellte sie die durchaus karfreitaglich anmutende Frage: „Stellen Sie sich manchmal vor, wer aus Ihrer Partei bei Ihrer Beerdigung am Grab ehrlich um Sie trauert?“

Das kann jedoch Herrn Gysi nicht erschüttern! Seine Vorstellungskraft lässt ihn entgegnen: „Nein: Meine Asche kann doch auch auf offener See verstreut werden. Und dann könnte eine Windböe kommen, und alle bekämen die Asche ins Gesicht geweht. Dann könnten sie vor Lachen kaum noch auf dem Schiff stehen. Ich fände es schön, wenn auf meiner Beerdigung auch gelacht würde.“

Danke Herr Gysi für diese Anregung. Für diesen unverwüstlichen Glauben an den Humor Ihrer ParteifreundInnen. Man stelle sich Ihre Parteifreundin Sahra Wagenknecht auf schwojendem Schiff vor. Voll von der mit Gregor Gysis Asche gesättigten Böe getroffen. Ein Bild bietend, das Wilhelm Busch gesehen hatte: „Wie Berthold Schwarz vor zwei Sekunden des Pulvers Feuerkraft erfunden.“ Und am Ende noch seekrank …

Um den letzten Wunsch des Lachens bei der Beerdigung sicher zu verwirklichen, verehrter Herr Dr. Gysi, böte sich vielleicht doch die Bestattung auf einem Berliner Friedhof an.

Und dafür könnten Sie – um die gewünschte Fröhlichkeit zu erzielen – Ihren besonderen Parteifreund, Herrn Dr. Dietmar Bartsch, MdB, bitten, frei nach dem großen Peter Rühmkorf zu rezitieren: Was guckt ihr denn alle so bedeppert in die Grube? / Nur immer rein in die gute Stube! / Paar Schaufeln Erde und wir haben, / den Gregor Gysi hinter uns begraben.

Mit den besten Wünschen bis wenigstens 2053!

*) welt.de, 21. Dez. 2012; „Auf meiner Beerdigung soll gelacht werden“.