Ist Münkler noch zu retten?

Im Theater um den studentischen „Münkler-Watch-Blog“ und vor allem in der hysterischen Reaktion des Professors Herfried Münkler auf dieses Treiben kann ich nur die Komödie sehen. Obwohl der hochgeschätzte Gelehrte den Fall zu einer Tragödie stilisiert.

Wer noch glauben sollte, dass unsere Universitäten etwas mit Wilhelm von Humboldt und seinem Bildungsideal zu tun haben, oder gar an einer gewissenhaften Auseinandersetzung mit dem studentischen Münkler-Unsinn interessiert ist, sei auf das Bildungsblatt „DIE ZEIT“ verwiesen. *1)

Hier geht es allein um die komische Seite der „Affäre“.

Es gibt hierzulande nur wenige anerkannte Wissenschaftler, die so intensiv über Konflikte, Gewalt und Krieg geforscht haben wie Professor Herfried Münkler. Aus diesem Grund ist Prof. Münkler ein häufiger Gast in TV-Debatten, um sein Wissen auf die heute vorherrschenden gewaltsamen Konflikte anzuwenden. Dafür gebührt ihm Dank.

Noch nie habe ich jedoch einen solch eminenten Professor und Experten zum Thema Krieg gesehen, der so unfähig erscheint, mit studentischem Klamauk umzugehen. Mit universitären Pseudo-Konflikten, die seit einem halben Jahrhundert gang und gäbe sind. Wie ist solche Absurdität möglich?

Medien zufolge werden Prof. Münkler im studentischen „Münkler-Watch-Blog“ — die Mühe lohnt nicht, das Blog zu konsultieren — militaristische, sexistische und rassistische Äußerungen in seiner Vorlesung vorgeworfen.

Wie geht Professor Münkler mit diesen sicher aus linken Ecken zusammengekratzten „Denunziationsvokabeln“ (Münkler) um?

Hier eine kurze Blütenlese aus der ZEIT. *2)

Der „Ressentimentdiskurs dieser Personen“ erinnere Münkler an „hochschulpolitische Vorgänge des Jahres 1933“. Das „ist ein Muster, das auch antisemitisch eingesetzt worden ist.“ Seine Humboldt-Universität lasse ihn im Stich: „Sie hat keine Fähigkeit zur Empathie. Die Administration der Universität ist von den Hochschullehrern sehr weit entfernt.“

Und dann zeigt sich unser akademischer Kriegstheoretiker — absichtsvoll oder nicht sei dahingestellt — als kabarettreifer Humorist: „Ich würde gern mit meinen Kritikern sprechen, aber sie sind unsichtbar. Das ist asymmetrische Kriegsführung“.

Sollte es in der aus Münklers Sicht so empathiefernen Verwaltung der Humboldt-Universität leitende Beamte mit gesundem Menschenverstand oder Sinn für Humor geben? Immerhin leistet die Administration dieser Eliteuniversität ihre Beiträge zu einem weltweit anerkannten Bildungsangebot für rd. 35.000 Studierende. Und sie unterstützt Lehre und Forschung in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, in der Mathematik, den Naturwissenschaften, der Humanmedizin und den Agrarwissenschaften.

Ist es Ausdruck von Professor Münklers Witz, wenn er von den Managern einer so großen Eliteuniversität Empathie für seinen Leidensdruck fordert, den ihm einige studentische Mobber zufügen?

Wenn es nicht Sinn für Komik ist, was ist es dann? Die Differenzialdiagnose könnte folgendes anführen (s. Wikipedia): Die Eltern Münklers waren Lehrer, Sohn Herfried studierte aufs Lehramt, brachte es zum Universitätslehrer, mit einer Gattin, die ebenfalls angesehene Professorin ist. Ein im Elfenbeinturm der Bildung geschütztes Gelehrtenleben als Spezialist für Krieg und Gewalt. Kann da ein Gefühl für Bedrohliches jenseits universitärer Realität wachsen? Zu Hilflosigkeit gegenüber einigen mobbenden Studenten führen?

An diese Studenten appelliere ich: Lasst unseren großen Erforscher von Krieg und Konflikt in Ruhe und Frieden! Lacht mit über sicher einen der größeren Witze seines Lebens: Professor Münkler war mal bei den Jusos!

*1) MÜNKLER-WATCH. Münkler und die Detektive. VON NILS MARKWARDT, 16. Mai 2015; http://www.zeit.de.

*2) POLITIKWISSENSCHAFTLER. Münkler wirft Kritikern antisemitische Muster vor. 20. Mai 2015; http://www.zeit.de.