Je suis Charlie.

François Hollande, Staatspräsident der Französischen Republik, fand gegen den Terror die Worte des großen Staatsmannes: „La liberté sera toujours plus forte que la barbarie. Notre meilleure arme, c’est notre unité.“

Ja, die Freiheit wird immer stärker sein als die Barbarei, der Terror, die Diktaturen — das ist unsere Hoffnung. Und die Menschen in Frankreich geben dieser Hoffnung in einer noblen Geste Ausdruck: „Je suis Charlie“ ist ihre Botschaft an die Opfer und die Terroristen!

Diese Botschaft „Je suis Charlie“ verbindet Demokraten mit den Opfern des Terrors gegen das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“.

„Der satirische Schriftsteller … stellt die Dummheit, die Bosheit, die Trägheit und verwandte Eigenschaften an den Pranger. Er hält den Menschen einen Spiegel, meist einen Zerrspiegel, vor, um sie durch Anschauung zur Einsicht zu bringen. Er begreift schwer, dass man sich über ihn ärgert. Er will ja doch, dass man sich über sich ärgert!“ *1)

Wenige konnten den Zweck der Satire so klar formulieren wie Erich Kästner, der große Mann, dessen Bücher die Nazis verbrannten.

Von Erich Kästner haben wir gelernt: Die Satire dient der Freiheit gegen die Anmaßung. Gegen Anmaßung und Anspruch auf Wahrheit durch Ideologie, Religion, Politik, Wissenschaft. Und nicht zuletzt gegen die Dummheit und den inneren Schweinehund von uns Menschen.

Mit Anmaßung beginnen fundamentalistische, totalitäre Gesinnungen und Diktatur, und sie enden in der Bestialität des Terrors.

Aus eigener Erfahrung mit dem Terror der Nazidiktatur zitiert Erich Kästner Ignazio Silone: „Der Terror kennt weder Gesetz noch Gebot. Er ist die nackte Gewalt; stets nur darauf aus, Entsetzen zu verbreiten. Er hat es weniger darauf abgesehen, eine gewisse Anzahl Gegner körperlich zu vernichten, als darauf, die größtmögliche Zahl derselben seelisch zu zermürben, irrsinnig, blöde, feige zu machen, sie jedes Restes menschlicher Würde zu berauben.“ *2)

Diese Erfahrung großer Zeugen aus Zeiten, als Anmaßung, Diktatur und Terror in Europa herrschten, führt uns heute an die Seite der Menschen in Frankreich: „Je suis Charlie.“

*1) Erich Kästner, Sinn und Wesen der Satire, in: Kästner für Erwachsene; Herausgegeben von Rudolf Walter Leonhardt, Lizenzausgabe London, Gütersloh, Stuttgart, Wien, Berlin, Darmstadt 1996; S. 369.

*2) Erich Kästner, 1946: Was in den Konzentrationslagern geschah; a.a.O., S. 459.