Korrekter Konsum.

Autoritäre Neigungen können bei Grünen nicht überraschen.

Nicht wenige begannen als westdeutsche (!) Kommunisten, Steineschmeißer, einige gefährlich nahe bei Terroristen. Dann eine harmlose Naturschutzpartei geschanghait, harte und effektive Politikprofis geworden. Glückwunsch! Aber autoritäre Anmaßung kommt immer mal wieder durch.

Rigide Vorgaben zum Ladenschluss – genug Probleme damit gehabt, sei`s drum. Aber der Siegerton im NRW-Landtag der grünen Studienrätin, Frau Schneckenburger, MdL: „Natürlich haben große Einzelhandelsunternehmen das Interesse, rund um die Uhr ihre Ware anbieten zu können … Das wäre in der Tat das Allerschönste … Ich muss nicht durch die Stadt rennen, um eine Kaffeemaschine zu kaufen.“ (26.1.2012). Also, richtet Euch danach! Die Dame ist sogar so unsensibel, ein Unternehmen mit Namen an den Pranger zu stellen!

Ähnlich ein grüner NRW-MdL, Herr Norwich Rüße, Bauer, Biologe, Historiker: „Es geht bei Ernährung eben nicht nur darum, ob wir satt werden, ob es uns schmeckt, oder ob wir gesund bleiben.“ Er scheut nicht vor Verdächtigung landwirtschaftlicher Großbetriebe zurück: “ … Allein die großen Keimpotenziale aus der Massentierhaltung … mit Keimen wie Botulismus oder aktuell EHEC … (müssen) noch intensiv erforscht werden … Die einzig richtige Antwort: Bio ..“

Noch deutlicher werden die Grünen bei ihrem Entschließungsantrag vom 19.01.2011:

„Unsere Lebensmittelproduktion ist dominiert durch das Prinzip „immer billiger“. Preisgünstige Massen-Erzeugung heißt zwangsläufige industrielle Tierhaltung und Verarbeitung, schnelle Aufzucht und billigste Futtermittel … manche (schon wieder Generalverdacht, RS) … sehen sich verführt, die legalen Wege zu verlassen und skrupellos die Gesundheit der Menschen zu gefährden.“

Dann – vielleicht auf anwaltlichen Rat – rudern sie zurück: „Allerdings können wir uns nicht erlauben, dass unsere Lebensmittel und die landwirtschaftlichen Rohstoffe unter Generalverdacht stehen. Nordrhein-Westfalen hat eine bedeutende Ernährungswirtschaft mit über 400.000 Beschäftigten und über 50.000 landwirtschaftlichen Betrieben.“

Großheuchler: Erst Generalverdacht streuen, um sich dann vor die Verdächtigten zu stellen! Und nun werden von den NRW-Grünen, vielleicht zum zum Ausgleich für den Tort, vor allem „LandwirtInnen, LebensmittelproduzentInnen .. aufgefordert, .. sich an dem Kriterium der Nachhaltigkeit, insbesondere an Tierschutz, Gentechnik-Freiheit und Klimaschutz (zu) orientieren.“

Und natürlich auch wir KonsumentInnen! Wie werden wir aufgefordert? Unterschätzt den Einfluss der Grünen nicht. Gestern gehorchte TV-Phönix mit der politisch korrekten Sendung „Der korrekte Konsum“. Zunächst war ich erheitert in der Erwartung, jetzt gekonnte Ironie zu erleben.

Weit gefehlt. Nicht 15 Sekunden währte die Illusion. Die von unseren Gebühren bezahlten und regelmäßig von unseren Politikern, Gewerkschaftlern und Pfarrern für Phönix-Ausgewogenheit gelobten Beauftragten für Volksbildung hätten meine Vermutung sicher nicht lustig gefunden. Beinhart ernst war es ihnen. Zwei Protagonisten des „korrekten Konsums“ besonders von Lebensmitteln waren zur Stelle.

Herr Christoph Harrach (karmakonsum.de), preisgekrönter Vordenker für nachhaltiges Leben und Arbeiten. Der gelernte Betriebswirt ist auch Unternehmensberater. Er wird bei Fragen konsultiert, ob Produkte, vom Produktionsverfahren mit den eingesetzten Vorleistungs-Inputs bis hin zu den Absatzwegen zum Verbraucher, nachhaltig erzeugt und vertrieben werden.

Dann Herr Uli Burchardt, studierter Förster, der als Unternehmensberater die in der Waldwirtschaft bewährten Einsichten auf Strategien des Marketing für hohe Qualität überträgt.

Beiden Experten kann ich nur Hochachtung entgegenbringen. Respekt zolle ich ihrem Einsatz für den nachhaltigen Konsum, zu dem uns die Grünen auffordern. Alles „sozio-ökologisch-gelabelt“. Das hat seinen Preis.

Nicht nur die Prätention, die „einzig richtige Antwort“ (N.Rüße, MdL) zu haben, stört mich etwas:

  1. Ich möchte auch nicht von Politikern „aufgefordert“ werden. Schon gar nicht zu korrekten Konsum.
  2. Ständig erleben wir grüne Aufregung über die angeblichen Energie- oder Benzin-„Monopole“. Aber dann fallen sie über den am besten funktionierenden Wettbewerbsmarkt Deutschlands her, den Lebensmittelmarkt mit seinen Discountern.
  3. Der Förster und Qualitäts-Marken-Guru Burchardt drängt sogar seinen Geschmack auf: „Discount stößt mich ab.“ Mag er dabei bleiben, jedoch ist Discount überhaupt nicht mit schlechter Qualität gleichzusetzen!

Was in die Küche kommt, mögen sie doch uns Bürgern überlassen. Empfehlungen nehmen wir aufgeschlossen und dankbar zur Kenntnis. Auch von Herrn Harrach und Herrn Burchardt. Doch – ich bitte um Nachsicht – lieber noch von Herrn Alain Ducasse:

1. Bestes Seesalz. 2. Italienisches oder südfranzösisches Olivenöl. 3.Getreideprodukte. 4. Pasta. 5. Weinessig. 6. Seefisch aus nachhaltigen Beständen. 7. Gemüse aus der Region. 8. Kein Fleisch, keine Butter! (Time, April 23, 2012, S. 52). Wie mir ein Berufskoch versichert, alles in bester Qualität zu haben, auch bei guten Discountern.