Mecklenburger Mentalitäten.

In Peer Steinbrücks Kompetenzteam sehen wir eine ungewöhnlich tüchtige Politikerin, die das Zeug zur Bundeskanzlerin hat. Das wäre die zweite Mecklenburgerin in diesem Amt.

Die Rede ist von Manuela Schwesig, Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist zwar in Brandenburg aufgewachsen, aber ihre steile Karriere zeigt, dass die Mekelbörger mit ihr klarkomm.

Stellen wir uns also auf Mekelbörger Mentalitäten ein. Dazu muß man ins profunde Mekelnborg, z.B. in den Ort K. Im Krug in K. stehen in diesem Sommer zwei Ende 60-jährige Ur-Mekelbörger aus konservativem Hause. Die hatten es vor und nach der Wende nicht leicht. Die Freunde heißen Friedrich Franz (FF), Landwirt, und Karl Leopold (KL), Hotelier, nach herzöglichen Landesherren.

Überfordern wir das Verständnis des Plattdüütschen nicht, hören wir zu und übersetzen.

KL: Na, FF, deine Himbeeren verfaulen am Strauch und Deine Kühe husten.

FF: Sonst hast Du um diese Zeit bei mir gebettelt um jede Menge Himbeeren, Butter und Käse. Wie viele Gäste hast Du eigentlich?

KL: Gott sei Dank habe ich jetzt Ruhe und kann renovieren und ausbauen. Die Wessis stellen sich so mit den Toiletten an, und duschen wollen sie auch jeden Tag, und alles soll auf dem Zimmer sein. Mitte August bin ich fertig. Dann habe ich das beste Hotel weit und breit.

FF: Mitte August ist der Sommer vorbei!

„Walhalla“, grüßt der 50-jährige Herrmann und gesellt sich ungefragt zu den beiden Freunden, die sofort eine breitbeinige Haltung annehmen, sich seitlich abdrehen und Hermann über die Schulter mustern. „Du kannst bei mir arbeiten, Hermann“, sagt KL, „die Fliesenleger brauchen einen, der saubermacht.“ „Bei mir könntest Du in die Himbeeren,“ meint FF.

„Für Wessis und mit Polen arbeite ich nicht,“ sagt Herrmann und fügt hinzu: „Damals bei der NVA, 48 Stunden nach Befehl, hätten wir die Wessis in den Atlantik getrieben. Warum haben die mir nicht das Kronenhotel gegeben, warum hat das ein Wessi gekriegt?“ „Walhalla“, grüßt Hermann zum Abschied.

„Völlig Unrecht hat er nicht, aber kannst Du dir den als Hotelier vorstellen?“, fragt FF seinen Freund KL. „Manuela“, ruft Karl Leopold der Wirtin zu, „wi wünschen uns ut dei Kök din bestes Isbein, pökelt, mit Suerkrut för Friedrich Franz unn mit Arftenpüree för mi. Unn twee goode, kalte Bier, för een langet Läben.“

(Mit herzlichem Dank und der Bitte um Nachsicht an die Vereine för uns plattdüütsche Mudderspraak von Wismer bis Anklam).