Mit Viktor Orbán scherzt man nicht.

Frau Merkel zeichnete sich bisher durch eine Nüchternheit ihrer Aussagen aus, die an Langeweile grenzte. Das war europapolitisch sicher eine Stärke.

Was hat die Bundeskanzlerin bloß veranlasst, von dieser Methode abzuweichen? Und sich dazu noch der dümmsten Äußerung Peer Steinbrücks aus dem Jahr 2012, der bekannten „Kavallerie“-Metapher, zu bedienen?

Aus Sicht unserer EU-Standards für Demokratie sind ernste Gespräche mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Orbán zu führen. Die Verletzungen demokratischer Grundsätze durch die Regierung Orbán sind schwerwiegend genug.

Scherze sind da überhaupt nicht angebracht. Schon gar nicht solche, die bei dem Thema des politischen Dialogs mit dem Verzicht auf Einsatz von „Kavallerie“ spielen: „Wir werden alles tun, um Ungarn auf den richtigen Weg zu bringen, aber nicht gleich die Kavallerie schicken.“ *)

Nicht gegenüber dem Nachbarland Ungarn, das im letzten Jahrhundert als Bündnispartner des Deutschen Reiches fürchterlich genug gestraft wurde.

Nicht gegenüber Ungarn, das erst von Nazi-Deutschland, dann von der Sowjetunion besetzt, dessen Kampf um Freiheit 1956 von der UdSSR grausam niedergeschlagen wurde.

Nicht gegenüber Ungarn, von wo aus 1989 durch Ministerpräsident Gyula Horn der Eiserne Vorhang geöffnet, die Befreiung der DDR-Bürger in Gang gesetzt wurde.

Ministerpräsident Orbán hat vergleichsweise maßvoll auf die Dummheit aus Deutschland reagiert: „Die Deutschen haben schon einmal eine Kavallerie geschickt, und zwar in Form von Panzern. Unsere Bitte wäre, sie nicht noch mal zu schicken. Es war schon damals keine gute Idee, und es hat nicht funktioniert.“ *)

Dieser sicher eher ironisch gemeinte Kommentar Orbáns, den der Spiegel zitiert, rechtfertigt jedenfalls nicht die skandalisierende Überschrift „Nazimethoden“.

„Scherze“ mit „Kavallerie“ nicht gegen Ungarn, auch nicht gegen dessen Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbán. Nicht aus Deutschland, Frau Bundeskanzlerin!

*) SPIEGEL ONLINE, Orbán wirft Merkel Nazimethoden vor. Von Keno Verseck. 19. Mai 2013.