Petraeus – Desinformation.

Ein Thema, das man dem Boulevard überlassen könnte, wären nicht zwei Umstände alarmierend – die sicherheitspolitische Ebene des Vorfalls und die Zumutungen durch die Medien.

Die Zumutung beginnt jedoch bereits mit der Rücktrittserklärung des Generals, fast im Stil eines gestrauchelten Priesters.

Dieser Blogger hat sich mit Barack Obama und seinem politischen Weg intensiv beschäftigt. Aus dieser Perspektive erscheint die Unterstellung ärgerlich, „wachsende Empfindlichkeit in der Obama-Administration bezüglich außerehelichen Fehlverhaltens“*) habe zum Rücktritt geführt. So, als ob Präsident Obama bei Fragen nationaler Sicherheit nach ehrpusseligen Kriterien urteilte.

Schließlich die Behauptung, der hochverdiente General hätte gehen müssen, weil hier ein Fall der Erpressbarkeit „in der Welt der Spione“ vorgelegen habe.**) Das lädt nun schon zum Lachen ein. Gerade bei den eifrigsten Lesern von Büchern dieses Genres. Sofern sie zu Werken wie z.B. „Smiley`s People“ von John le Carré aus dem Jahre 1979 (!) vordrangen.

Nein, selbst politische Laien können nicht glauben, was uns die Medien, amerikanische wie deutsche, auftischen. Könnte nicht eine andere Überlegung naheliegen?

Hätte nicht Präsident Obama Herrn Petraeus spätestens abmahnen müssen, als der CIA-Geheimdienst-Chef zuließ, dass die Dame eine Hagiographie über seine – hier gar nicht bezweifelten – einzigartigen Qualitäten als „Leader“ verfasste? Mit Unterstützung des Generals. Und nicht genug des öffentlichen „high profile“ des CIA-Chefs. Frau Broadwell zog damit auch noch seit Anfang dieses Jahres durch die amerikanische Öffentlichkeit. Doch wohl auch mit Zustimmung des mit biblischem Anklang „König David“ genannten Generals.

Der Geheimdienstchef und die Autorin***), beide außergewöhnlich intelligente, befähigte und verdiente Persönlichkeiten, mögen zu dem Ergebnis gekommen sein, dass ein solcher „Leader“ Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden müsse. Und dass dies dem Land schon im Vorgriff auf das Ende der Präsidentschaft Obamas zu demonstrieren sei, bevor das republikanische Lager in Hoffnungslosigkeit verfällt.

Der US-Wahlkampf verhinderte wohl die rechtzeitige Sanktion, die dann zwei Tage nach der Wiederwahl Präsident Obamas stattfand. Der Amerika-Kenner Hans Ulrich Klose, MdB, der in der Kultur hamburgischen Understatements Politiker wurde, sagte einmal: „Den frühen Vogel fängt die Katze.“

Man warte doch mal ab, ob noch große Proteste aus dem Lager der Republikaner zur Entscheidung des Präsidenten kommen, das Rücktrittsgesuch anzunehmen. In den Medien ist dazu bisher nichts zu lesen.

*) Politico, No pass for Petraeus; By: Josh Gerstein, November 10, 2012.

**) Time.com.; Resignation at the CIA: Why Petraeus Had to Go. By Massimo Calabresi, Nov. 09, 2012.

***) Paula Broadwell,  “All In: The Education of General David Petraeus”.