Shimon Peres — hoch über der Zeit.

Heute nahm die Welt Abschied von dem Staatsmann Shimon Peres. Die Stunde des Gedenkens auf dem Herzlberg über Jerusalem stand hoch über der Zeit, hoch über dem zerstörerischen israelisch-palästinensischen Konflikt.

Mahmud Abbas, Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde, wurde mit einem Platz in der ersten Reihe bei der Gedenkfeier für Shimon Peres gewürdigt. Abbas` Teilnahme am Gedenken auf dem Herzlberg, benannt nach Theodor Herzl, dem Begründer des modernen politischen Zionismus, trug ihm Hass vieler palästinensischer Extremisten ein. Umso mehr bewundern wir seine menschliche Größe und seine mutigen Worte: „Peres` Tod ist ein großer Verlust für die Menschen und den Frieden in der Region.“ *1)

Bill Clinton, als Präsident der USA Gestalter des Oslo-Abkommens von 1993, und Präsident Barack Obama fanden bewegende Worte für Shimon Peres.

Für Barack Obama war Shimon Peres Teil der Gründergeneration Israels mit einem politischen Wirken über sieben Jahrzehnte.

1934 habe der 11-jährige Shimon mit Mutter und Bruder das Shtetl verlassen, um dem Vater nach Palästina zu folgen. „Shimon, stay a Jew!“. Das waren die Abschiedsworte seines Großvaters, der als angesehener Rabbiner bei seiner Gemeinde blieb. Die Nazis verbrannten den geliebten Großvater und viele Gläubige bei lebendigem Leibe in der einfachen, hölzernen Synagoge. *2)

So wurde der junge Shimon mit der unvorstellbaren Grausamkeit von Deutschen und ihrem Antisemitismus konfrontiert.

„But that understanding would never harden his heart. It would never extinguish his faith. Instead, it broadened his moral imagination, and gave him the capacity to see all people as deserving of dignity and respect. It helped him see not just the world as it is, but the world as it should be.“ (Barack Obama) *3)

Und aus diesem frühen Leid und Verstehen heraus habe Shimon Peres die Überzeugung gewonnen: „Even in the face of terrorist attacks, even after repeated disappointments at the negotiation table, he insisted that as human beings, Palestinians must be seen as equal in dignity to Jews, and must therefore be equal in self-determination.“ *3)

„For Shimon, let us choose life, as he always did. Let us make his work our own“ — beschwor Barack Obama nicht nur die Menschen im Nahen Osten.

Bill Clinton teilte mit denen, die Shimon Peres kannten, dessen „Entscheidung für das Leben“ (Barack Obama), den unbeugsam zuversichtlichen Blick auf die Zukunft. Shimon Peres „lived 93 years in a state of constant wonder over the unbelievable potential of all the rest of us to rise above our wounds, our resentments, our fears to make the most of today and claim the promise of tomorrow: Shimon Peres a wise champion of our common humanity“. *4)

Leider erlebten wir Deutschen in unserem TV einen Rudolf Dressler, ehemaliger deutscher Botschafter in Israel, der uns in die Niederungen des israelisch-palästinensischen Konflikts zurückführte. Sicher ein tiefer Kenner der Situation, nutzte Dressler die TV-Aufmerksamkeit, um der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bald abgewählt werde. *5) Als Gegner der „Zwei-Staaten-Lösung“ für den israelisch-palästinensischen Konflikt hatte Ministerpräsident Netanjahu allerdings erst im März 2015 die Neuwahlen für das Parlament Israels, die Knesset, gewonnen.

Für jene Bürger, die nicht so sicher wie Rudolf Dressler wissen, wie die künftige Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts auszusehen hat, sei hier über die ergreifende Rede Benjamin Netanjahus zum Gedenken an Shimon Peres informiert. *7)

Shimon Peres habe nicht nur ein langes, sondern auch ein bedeutendes Leben geführt. Er habe einen monumentalen Beitrag geleistet, um auf Generationen hinaus Israels Fähigkeit zu garantieren, sich selbst zu verteidigen. Dafür sei ihm die Dankbarkeit auch kommender Generationen sicher.

Gleichzeitig habe Shimon Peres jede Anstrengung auf sich genommen, „um Frieden mit unseren Nachbarn zu erreichen.“ *7)

„It is no secret that Shimon and I were political rivals, but over time we became friends, close friends.“ *7) Diese Freundschaft sei vor 40 Jahren hier auf dem Herzlberg begründet worden.

Am 4. Juli 1976 hatten israelische Elite-Soldaten über 100 überwiegend israelische Geiseln befreit, die in einem Flugzeug der Air France von palästinensischen und deutschen Terroristen in Entebbe/Uganda eine Woche lang bedroht und gequält wurden. *6) Bei dieser Operation verlor der außergewöhnlich tapfere Oberstleutnant Jonathan Netanjahu, Leiter der Eingreiftruppe, sein Leben.

Premierminister Benjamin Netanjahu erinnert: „Yoni’s funeral was held here. As defense minister, together with Prime Minister Yitzhak Rabin, Shimon approved that operation. At the funeral, he delivered a deeply stirring eulogy, which I will never forget. It was the first time I ever met him. My late parents, my brother, and I were profoundly moved by what he said about Yoni, about the Operation, about the bond with our forefathers, and about the pride of our nation. From that point on, a special bond was formed between us.“

Zwischen Shimon Peres und Benjamin Netanjahu habe sich eine tiefe Freundschaft entwickelt.

Immer wieder trug diese Freundschaft den streitigen Dialog nächtelanger Gespräche. Diese kreisten um das für Israel existenzielle Thema: „Was ist für Israel wichtiger — Sicherheit oder Frieden?“

Diese Frage habe Shimon Peres beantwortet: „Bibi, peace is the true security. If there will be peace, there will be security.“ Und Benjamin Netanjahu entgegnete: „Shimon, in the Middle East, security is essential for achieving peace and for maintaining it.“

Und Benjamin Netanjahu wendet sich mit folgenden Worten an die Familie Peres und die Gäste des Gedenkens: „My friends, do you know what surprising conclusion I reached with the passage of time? We were both right.“

Premierminister Netanjahu schließt sein Gedenken an Shimon Peres:

„Shimon, my friend, you said that one of the few times you shed a tear was when you heard the tragic news of the death of my brother Yoni in Entebbe. You cried then, Shimon. And today, I weep for you. Be at peace, Shimon, dear friend, great leader. We will cherish your memory in the heart of our nation and – I can confidently say – in the heart of all nations.“

*1) SPIEGEL ONLINE. Abbas bei Peres‘ Beerdigung. Die Welt trauert, die Hamas will Aufruhr. Von Abeer Ayyoub. 30. September 2016; http://www.spiegel.de/politik/ausland/mahmud-abbas-teilnahme-an-peres-trauerfeier-erzuernt-hamas-a-1114610-druck.html

*2) Israels ehemaliger Präsident Schimon Peres gestorben. BEN SEGENREICH. 28. September 2016; http://derstandard.at.

*3) Read President Obama’s Moving Eulogy for Shimon Peres. Daniel White „He understood from hard-earned experience that true security comes through making peace with your neighbors“; http://time.com/4514543/obama-transcript-shimon-peres-memorial/. 30 September 2016.

*4) Israel’s „biggest dreamer“: Bill Clinton praises Shimon Peres at former president’s funeral; http://www.salon.com/2016/09/30/the-latest-clinton-peres-was-israels-biggest-dreamer/.

*5) Zu Gast im Studio: Rudolf Dreßler (ehem. Botschafter in Israel). http://programm.ard.de/TV/Themenschwerpunkte/Politik/Nachrichten/

*6) Vgl. z. B. Operation Entebbe; https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Entebbe.

*7) Full text of Benjamin Netanyahu’s eulogy for Shimon Peres. Prime Minister Benjamin Netanyahu delivers a eulogy at Shimon Peres’s funeral at Mount Herzl cemetery in Jerusalem on September 30, 2016. BY TIMES OF ISRAEL STAFF; http://www.timesofisrael.com/.