Streitkultur

… ist Maßstab und Vorgabe, damit unsere Demokratie nicht durch Pöbel herunterkommt.

Schokoladentorte ins Gesicht geworfen — der Fraktionsvorsitzenden der LINKEN im Deutschen Bundestag, Sahra Wagenknecht. Diese beleidigende Tätlichkeit wird durch einige Zeitungen noch unterstützt. Wohl als erste brachten es BILD und WELT. Indem diese Blätter Fotos der braun besudelten, verhöhnten Politikerin veröffentlichten, waren sie den Tätern in ganz schäbiger Weise zu Diensten.

Neu sind solche Polit-Anschläge nicht. Kürzlich wurde als „Höhepunkt“ des verdienstvollen Wirkens gegen Nazi-Einfluss, dem sich Frau Beate Klarsfeld seit den 1960er Jahren widmete, an die Ohrfeige erinnert, die sie dem amtierenden Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger 1968 auf dem CDU-Parteitag zugefügt hatte. Eine Tat, die Heinrich Böll seinerzeit mit der lächerlichen Geste würdigte, der Dame Klarsfeld rote Rosen zu verehren.

Außenminister Joschka Fischer erlitt 1999 auf einem Sonderparteitag der Grünen eine Attacke mit einem Farbbeutel, der zu Riss des Trommelfells führte. Fischer wurde als „Blutvergießer“ diffamiert. Wegen deutscher Soldaten im Kosovo-Einsatz der NATO. Gegen Vertreibung und Völkermord!

Derartige Tätlichkeiten und ihre sogenannte politische Botschaft sollten durch die demokratische Öffentlichkeit entschieden abgelehnt und darüber hinaus strafrechtlich sanktioniert werden.

Wir Bürger sehen, dass der demokratische Streit in unserem Lande zunehmend verpöbelt: Pegida-Demos mit Galgen für Politiker oder von DGB-Gewerkschaften unterstützte Demos gegen TTIP und mit dem SPD-Chef Sigmar Gabriel unter einer bluttriefenden Guillotine. Dies alles fördert Hass, Hetze und Gewalt.

Umso wichtiger ist das Engagement der Medien und der Bürger für eine demokratische Streitkultur und damit gegen jede Form politisch motivierter Tätlichkeit und Gewalt. Statt dessen haben BILD und WELT mit den Fotos der verhöhnten Sahra Wagenknecht die Häme des Pöbels bedient.

„Medien haben eine große Verantwortung gegenüber Einzelnen — und gegenüber der Gesellschaft insgesamt“ *). Hehre Worte des Vorstandsvorsitzenden der Axel Springer SE, Dr. Mathias Döpfner.

*) http://nachhaltigkeit.axelspringer.de/de/grundsaetze/unternehmensgrundsaetze.html; BILD und WELT gehören bekanntlich zur Axel Springer SE.