„Transatlantischer Dialog für soziale Demokratie“ als print-book.

Im Januar 2011 ist die Studie Transatlantischer Dialog als Buch erschienen (rotation-verlag.de; ISBN: 978-3-86850-996-0). Es zeigt sich: Das gute alte Buch kann dem daran gewöhnten Leser doch ein leichteres Leseerlebnis bieten als die digitale Version.

Eine e-book-Ausgabe kann nicht angeboten werden; ich wollte transatlantisch engagierten Studenten den kostenlosen Zugang über meine web-site sichern.

Dem Verlag sowie Frau Ruth Graskamp, Frau Sara Franz, Frau Tamara Pirschalawa auch an dieser Stelle noch einmal meinen allerbesten Dank für Hilfsbereitschaft, guten Rat und stets freundliche, angenehme und zum Ziel führende Zusammenarbeit. Dem Kollegen KPT bin ich für eine entscheidende Empfehlung verbunden: Fang´ nicht zu spät mit der Reinschrift an! Hab´ immer wieder dran gedacht. Hoffentlich habe ich Gelegenheit, Herrn Dr. Dieter Dettke, dessen politische und organisatorische Leistung hinter den transatlantischen Dialogbeiträgen steht, mit dem Hute in der Hand das Buch persönlich zu überreichen. Gleiches gilt für Herrn Dr. Peter W. Schulze, der vor der Zeitenwende an der Universität Berkeley für die Friedrich-Ebert-Stiftung pionierhaft ein vielbeachtetes Projekt der Forschungskooperation geleitet hatte. Einigen Ratgebern verdanke ich außer fachlichem Urteil den hinreichend starken Impuls, einen kompetenten Herausgeber zu suchen und zu finden.

Zu meiner ganz großen Freude führt das Institut für Politikwissenschaft und Friedensforschung meiner Alma mater, der Universität Hamburg, die Studie auf der Liste seiner Neuerwerbungen. Mehr will ich nicht erwarten!

Nun noch einige Hinweise zum Inhalt, den sich der Leser anhand einer sehr detaillierten Gliederung und des Personenverzeichnisses auch selektiv erschließen kann.

In dieser Arbeit habe ich die von herausragenden deutschen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in den Vereinigten Staaten von Amerika vertretenen Positionen in einer Zeit entscheidender politischer Umbrüche (etwa 1988 bis 2008) nachgezeichnet. Auch angesehene Wissenschaftler, Gewerkschaftler und Journalisten bereicherten die Gespräche. Diese Beiträge zum deutsch-amerikanischen Dialog fanden ihren Rahmen vor allem in Veranstaltungen des Büros Washington der Friedrich-Ebert-Stiftung, dessen Leitung in jenen Jahrzehnten Herr Dr. Dieter Dettke mit hoher Akzeptanz und Anerkennung bei deutschen wie amerikanischen Partnern wahrnahm.

Bei der Auseinandersetzung mit den Aussagen gerade der Politiker empfand ich nicht selten eine ungewohnte Offenheit. Mir schien, als fiele in den USA die Last des permanenten politischen Wettbewerbs von den deutschen Akteuren. Analysen und politische Positionen wurden „ungeschminkter“ vorgetragen. Durchaus reizvoll, einmal komparativ politische Reden unter dem Aspekt „drinnen oder draußen“ zu untersuchen.

Das Spektrum der Themen zeigt die Vielfalt sozialdemokratischer Impulse in dieser Epoche: von der Frage deutschen Selbstverständnisses unter der Last der Naziverbrechen, der die große Historikerin Susanne Miller nachging, bis zur Sorge um die Stabilität der internationalen Wirtschafts-, Finanz- und Friedensordnung, die ebenfalls 1988 von Hans-Jochen Vogel aufgegriffen und integral analysiert wurde. Beiträge mit beklemmender, aktueller Nachwirkung!

Die Erfüllung, die Willy Brandts Entspannungspolitik in der deutschen und europäischen Vereinigung fand, und die Frage, wie in den östlichen Transformationsländern Zivilgesellschaft und Demokratie zu gestalten waren, wurden der amerikanischen Öffentlichkeit zeitnah dargestellt und interpretiert. Die schon Anfang der 1990er Jahre einsetzende Debatte um die europäische Integrationspolitik gegenüber Ostmitteleuropa angesichts konkurrierender Kooperationszwänge (Werner Weidenfeld) vor allem im südlichen Mittelmeerraum bietet Sichtweisen bleibender Dringlichkeit.

Sozialdemokratische Positionen für Politik in der globalisierten Welt wurden anhand der Sozial-, Frauen- und Gewerkschaftspolitik thematisiert. Gerhard Schröders wirtschaftspolitisches Modernisierungsprogramm, seine Überlegungen zur Reform der öffentlichen Verwaltung und sein Konzept für eine „teilende Gesellschaft“ in Deutschland bilden auch heute noch einen relevanten Referenzrahmen für „progressive“ Politik, um Wettbewerbsfähigkeit und sozialen Zusammenhalt zu sichern.

Fragen zu vermeintlichem europäischem Antiamerikanismus und einer wachsenden „transatlantischen Kluft“ nach dem Konflikt um den Irakkrieg wurden offen diskutiert. Jedoch suchten Projektleiter Dr. Dettke und seine Partner auf Rat von Helmut Schmidt durch Analyse außen- und sicherheitspolitischer Gemeinsamkeiten im Rahmen eines „strategischen Multilateralismus“ Themen jenseits der temporären Kontroverse. Starke Aufmerksamkeit im politischen Washington fand auch der klare Blick von Peter Glotz auf den Wechsel von der Bonner zur „Berliner Republik“. Die Debatte strategischer Interessen und der Beitrag zur Berliner Republik führten über den Streit um den Irakkrieg hinaus. Dies trug bei, das Bewusstsein für gemeinsame deutsch-amerikanische Interessen zu erneuern.

In diese Richtung wirkt auch die von Frank-Walter Steinmeier und Sigmar Gabriel angestoßene Politik der Umwelt- und Energiesicherung sowie der transatlantischen Klimabrücke. Zu Recht sieht Sigmar Gabriel in dieser Politik eine Verpflichtung zu sozialer Gerechtigkeit gegenüber kommenden Generationen. Denn diese würden besonders unter den Folgen einer Vernachlässigung klimapolitischer Maßnahmen leiden.

In dieser Publikation ging es nicht um eine bloße Chronik der vielfältigen Aktivitäten der Friedrich-Ebert-Stiftung in Amerika. Durch den Rang der einbezogenen Persönlichkeiten und die politische Relevanz der behandelten Themen stellt die getroffene Auswahl projektpolitische Höhepunkte des FES-Büros Washington dar. Dadurch wird eine zentrale Botschaft deutlich: Sozialdemokratische Werte und Politikansätze sind nicht Sache des vergangenen Jahrhunderts, wie Lord Dahrendorf einst pointierte, sondern wesentlicher Teil einer Zukunftsagenda transatlantischer Partnerschaft.