Verspätetes Christkind: El Niño!
Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass der heutige SPIEGEL über Peru, Zielland der „Grand Tour“ deutscher Touristen, berichtet: „23 Häfen wegen extremer Wellen geschlossen. Heftige Regenfälle führen in Peru seit Tagen zu dramatischen Überschwemmungen.“ *1) Dennoch stören den zunächst aufgeschreckten Freund Perus an dem Artikel über den „El Niño-Klimaeffekt“ zwei Unterlassungen.
Erstens, verschweigt der SPIEGEL, dass „seit Tagen“ (SPIEGEL) die peruanische Presse meldet, der Niño 2017 gehe allmählich zu Ende. Insofern erscheint der Artikel zu alarmistisch.
Zweitens, fehlt jeder Hinweis, ob oder wie die deutsche Politik den betroffenen Menschen in Peru angesichts „dramatischer Überschwemmungen“ (SPIEGEL) helfen könnte.
Die vom SPIEGEL in diesem Kontext referierte Forderung des peruanischen Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski (PPK), die internationale Gemeinschaft solle mehr gegen den Klimawandel tun, ist fragwürdig. Denn der seit Jahrhunderten intensiv dokumentierte „El Niño-Effekt“ hat kaum mit dem Klimawandel zu tun, der durch die Industrialisierung („man-made“) verursacht ist.
1. El Niño — Entwarnung?
Die vom SPIEGEL gemeldeten „extremen Wellen“ — so analysiert die peruanische Qualitätspresse — seien in Wirklichkeit ein ermutigendes Zeichen.
Die jetzt saisonbedingt wirkende Hochdruckzone im Südpazifik („Anticiclón del Pacífico Sur“) führe zu kalten und starken Süd-Nord-Winden, zwar mit der Folge „extremer Wellen“, aber zugleich mit der Aussicht auf Abkühlung des Meeres vor Peru. Und damit könnten die Regenfälle infolge zu hoher Meereswärme und Verdunstung (“El Niño-Effekt“) enden. *2a, 2b)
Das „Instituto del Mar del Perú (Imarpe)“ informiert bereits über erste Anzeichen von abnehmender Meerestemperatur vor der nordperuanischen Küste. *2a)
2. Hilfe für die geschädigten Menschen in Peru.
Die Schäden durch den „El Niño-Effekt“ mit Überschwemmungen und Erdrutschen („huaicos“) sind erhoben: 78 Todesopfer. Über 100 Tausend schwer Geschädigte und fast 650 Tausend betroffene Menschen. Rund 11.500 zerstörte Häuser und Wohnungen und über 140 Tausend beschädigte. Fast 10 Tausend Hektar Agrarland verwüstet. *2a)
Die betroffenen Menschen in Peru verdienen solidarische Hilfe der internationalen Gemeinschaft.
Dabei können jedoch zwei Überlegungen nicht unterbleiben.
Erstens. Wie sollen die internationale Solidarität und der Gedanke der „Hilfe zur Selbsthilfe“ umgesetzt werden in einem Land, in dem heftig gestritten wird, welcher der letzten Staatspräsidenten am meisten geraubt hat? Der „Maßstab“ eines Amtsinhabers, des flüchtigen Alejandro Toledo, beträgt bekanntlich 20 Mio. Dollar.
Was denkt dazu der hilfsbereite deutsche Steuerzahler? Und was finden wir zur Frage der Hilfe in der aktuellen „El Niño-Katastrophe“ in Peru beim politisch zuständigen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) oder bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)? Wie erwartet: Bisher nichts! Null! Nada!
Zweitens. Für Peru lässt sich kein Katastrophen-Szenario besser vorhersagen als der periodisch auftretende und Monate vorher erkennbare „El Niño“. Das ermöglicht der peruanischen Regierung eine Fülle von vorbeugenden Maßnahmen gegen die absehbaren Schäden für die Menschen und die Infrastruktur.
Was leistet die peruanische Regierung in den betroffenen Regionen?
Halten wir uns an die Pressekonferenz des Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski (PPK) *3):
- Der Präsident der Republik Peru lehnt es ab, angesichts der Schäden durch Überschwemmungen und Erdrutsche den nationalen Notstand für Peru auszurufen.
- Obwohl es Todesopfer und viele Geschädigte gebe, handele es sich bei den Opfern „in einem Land mit 32 Mio. Menschen nicht um einen hohen Prozentsatz“. Es gebe zwar partiellen Notstand in vielen Landkreisen, aber nicht auf nationaler Ebene, daher keine Bitte um internationale Hilfe.
- Als Präsident sage er den Menschen: „Es ist ohne Zweifel eine schwierige Lage. Es gibt Tote, was wir zutiefst beklagen. Wir haben die Ressourcen. Wir haben die Probleme im Griff und stellen uns dieser Situation sehr gut organisiert“. *3)
- Mit finanziellen Ressourcen in Höhe von etwa 1.4 Mrd. US-Dollar werde den betroffenen Menschen und Regionen im Haushaltsjahr 2017 beim Wiederaufbau geholfen.
Eine Stellungnahme des peruanischen Präsidenten, die humanitär Engagierten „kaltschnäuzig“ erscheinen mag: kein hoher Opfer-„Prozentsatz“ … Die aber vielleicht ein Handeln der Regierung erwarten lässt, das von zielgenauen Prioritäten geleitet ist.
Für deutsche Bürger, die sich für Peru und seine Menschen einsetzen, hieße dies: Der SPIEGEL-Bericht über El Niño in Peru verdient zwar öffentliche Aufmerksamkeit. Umfassendere Information könnte jedoch zum nüchternen Ergebnis führen: Derzeit kein Handlungsbedarf für die deutsche Entwicklungspolitik.
Verspätetes Christkind, übertriebener Katastrophenalarm des SPIEGEL?
*1) Peru. 23 Häfen wegen extremer Wellen geschlossen. Mittwoch, 22.03.2017; http://www.spiegel.de/panorama/peru-23-haefen-wegen-anomaler-wellen-geschlossen-a-1139849.html.
*2a) Llegan los vientos del sur y baja la temperatura en mar de Huanchaco indicadores positivos. Escribe: Maricarmen Chinchay; 22 de Marzo de 2017; http://larepublica.pe/impresa/politica/858247-llegan-los-vientos-del-sur.
*2b) Ferner: El Centro de Operaciones de Emergencia Nacional (COEN) ha explicado que esto ayudaría a lograr paulatinamente el enfriamiento del mar lo que generaría la disminución de las lluvias en el país, por efectos del Niño Costero; 21 de Marzo de 2017. COEN: primeros vientos del sur empiezan a hacerse presentes en la Costa; http://larepublica.pe/sociedad/858125-confirman-que-los-vientos-han-comenzado-enfriar-la-temperatura-del-mar.
*3) Las medidas anunciadas por PPK ante lluvias y huaicos. „Todo el Perú no se va a declarar en emergencia“, señaló el jefe de Estado en conferencia de prensa sobre emergencias. VIERNES 17 DE MARZO DEL 2017; http://elcomercio.pe/politica/gobierno/gobierno-ppk-no-declarara-estado-emergencia-nacional-noticia-1976832. (Übertragung RS).