WaS und Herr W.

Die WELT am SONNTAG kann durch verlegerische und journalistische Professionalität beeindrucken.

Am 26. August 2012 aber empfand ich wachsendes Unbehagen. Das lag an der durch lange Bahnfahrt kaum vermeidbaren Lektüre eines doppelseitigen Artikels: „Ex-Präsident – Das andere Leben des Herrn W.“.

Der Autor beginnt damit, Herrn Wulff als wehleidigen Heuchler darzustellen: Er, Wulff, sei der Gute, ein Opfer der Justiz – so sehe sich der zurückgetretene Bundespräsident.

Juristen werden bei den Formulierungen des Artikels beraten haben. Vokabeln wie „Lug, Trug, Korruption, Vorteilsnahme, Bestechlichkeit“ werden Herrn Wulff über indirekte „Fragen“ angeheftet.

Zur Methode passen Andeutungen von „Medienrecherchen“, die sich „um die Frage rankten, ob Wulff sich … als niedersächsischer Ministerpräsident in zu große Nähe oder gar in Abhängigkeit steinreicher Unternehmer manövriert hatte.“ Dazu wird suggeriert: wohl auch wegen der „Wünsche seiner Frau“. Und ferner liest man: Über Frau Bettina Wulff „sind sich alle einig. Man wird von der Dame noch hören. So oder So.“

Was ist von solchem Artikel zu halten, der nichts zu bezwecken scheint als persönliche Herabsetzung? Doch siehe da, der Autor selbst streut das Wort, das als Fazit dienen mag: „Schmierig“.

Wieder bestätigt sich eine alte Erfahrung. Dieser Autor, der den Finger auf das ehemalige Staatsoberhaupt und seine Gattin richtet, zeigt mit drei Fingern auf sich selbst. „Schmierig“ hat er gesagt.