Wie überleben Parteien?

Eine Reihe unserer Parteien hat den Blick in den Abgrund erleben müssen.

Die SPD musste sich nach der Bundestagswahl 2009 fragen, ob sie noch Volkspartei sei. Dass die LINKE vor der Existenzfrage stehen könnte, hat Gregor Gysi hellsichtig erkannt. Mit FDP und PIRATEN geht es bergab, wenn man sich die derzeitigen Umfragen zu Wahlabsichten ansieht.

Die Ursachen solcher politischen Existenzkrisen müssen Parteienforscher ergründen. Der interessierte Bürger kann hier nur mutmaßen.

Franz-Josef Strauß, dem die CSU geradezu hegemonialen Status in Bayern verdankte, soll einmal bemerkt haben: Die Parteien vertreten ihre Standpunkte wie sich die Leute die Füße vertreten.

Ist es stereotypischer Glaube an die Wirkung der eigenen Botschaft? Die SPD – Partei der „kleinen Leute“, der sozialen Gerechtigkeit. Die LINKE – Hoffnung aller Opfer des Kapitalismus. Die FDP – Garant der Bürgerfreiheit. Die PIRATEN – Protagonisten moderner Netzgesellschaft. Und dann noch die Parteien des Christentums.

Könnte genügsam gläubige Selbstzufriedenheit die Zustimmung von Wählern als „geschenkten Gaul“ wahrnehmen lassen? Dies hat die FDP von 15% auf 4% gebracht.

Apropos, die große Überlebenskünstlerin Hildegard Knef erzählt in ihrem „Geschenkten Gaul“ (Ullstein 2902,1975, S.363) vom Gespräch mit einem befreundeten katholischen Pfarrer. Der hatte einen jungen Kaplan für eine Pfarrstelle vorgeschlagen. Der Bischof lehnte ab, der Junge sei nicht intelligent genug. „Aber er ist gläubig, sagte unser Freund. Der Glaube geht, die Dummheit bleibt, sprach der geistliche Herr.“ Wurde hier das Rezept für Ewigkeit enthüllt?

Seht Euch die GRÜNEN an, von Joschka Fischer bis Jürgen Trittin. Von Renate Künast bis Claudia Roth. Nimmt denn jemand im Ernst an, diese Politik-Meister wären je von bedrohten Wildblumen und Trockenrasen um den Schlaf gebracht worden? Die haben um 1990 in den Abgrund geschaut und ihre Lektion gelernt. Was erklärt ihren bisher stabilen Erfolg: Glaube oder Intelligenz?