Wohlstandsrisiko: Wohlhabende! Ein Paradoxon?

Schwer zu glauben, was jeden Tag durch die Medien geht. Sparen, Sparen – „Wo bleibt das Zuckerbrot dafür?“ (Ulrike Guerot, Frühschoppen heute).

Die EZB müsse die Geldausgabe, d.h. die Notenbremse lockern, mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf pumpen (Elisabeth Cadot, ebda.). Ist da gemeint, ein wenig Geldentwertung schade nicht? Wie ist dieser Eindruck geldpolitischer Frivolität erklärbar?

Den Wohlstandsbürgern geht`s vielleicht zu gut? Da sitzt die Generation von Erben einer sparsamen, tüchtigen Generation, die nach dem Krieg für den Wiederaufbau geschuftet hat. Wenn diese Erbengeneration überhaupt eine Inflationserfahrung hat, dann die Anfang der 1970er Jahre: 8% Preissteigerung; die Gewerkschaften, vor allem die mit den sicheren Arbeitsplätzen, d.h. ÖTV, reagierten mit 15% Lohnforderungen, massiven Streiks.

Das meiste setzte die ÖTV durch und kassierte die öffentlichen Finanzen ab, nichts mehr mit Investitionen für Reformen. Willy Brandt, der dadurch beschädigt wurde, wird der Satz zugeschrieben: „Keiner hat mich … wie die Beamten.“

Da sitzen sie also unsere Wohlstandsbürger mit 2-3 geerbten Immobilien, die leider seit einigen Jahren nicht gut verkäuflich sind. Und mit ihren klug aufgenommenen Krediten für die eine oder andere zusätzlich günstig erworbene Immobilie; denn äußerst kreditwürdig sind sie ja. Und sie warten… Worauf warten sie? Siehe oben. Auf ein bisschen Inflation. Auf kräftige Flucht in Sachwerte mit steigenden Immobilienpreisen. Das alles für die Tilgung ihrer klugen Verschuldung durch entwertetes Geld.

Wer erklärt den klugen Wohlstandsbürgern, dass dies eine Milchmädchenrechnung ist? Weil Inflation die langfristigen Grundlagen unseres Wohlstands zerstört – nämlich das Sparen und Investieren. Wie Peer Steinbrück – „Unterm Strich“ – warnte: Der Sparer wird sich nicht zum Deppen machen lassen, sondern schließlich beim Schuldenkarussell mitmachen.

Und wenn schon nicht der Wohlstand der „dankbaren“ Erbengeneration ruiniert wird, so werden jedoch die Chancen der jungen Generation schwer getroffen. Die trotz bester Ausbildung um Existenz und Zugang zum Arbeitsmarkt kämpfen muss.

Kehren wir zur Ausgangsfrage zurück. Könnte die verbreitete Kurz-Denke dieser Nachkriegsgeneration von Erben eine der Ursachen für den schwer erklärbaren geldpolitischen Leichtsinn sein?