Zeit ist relativ.

Grenzen für die Geschwindigkeit auf Straßen sind gerechtfertigt. Etwa fünfmal war ich in den letzten 25 Jahren betroffen, kein Meckern. Dennoch ziehe ich die bisher erlebte Sanktionsmethode vor: Blitz, spätere Zahlungsaufforderung per Post.

Gestern in Bad Honnef lief das anders — persönliche Begegnung mit den Freunden und Helfern. Das dauerte, was den einen kalt ließ, die andere aber erkennbar schmerzte.

Wer in Bad Honnef mit dem Auto von der Linzerstraße bei der Internationalen Hochschule IUBH in die Mühlheimerstraße biegt weiß, dass 30 km/h vorgeschrieben sind.

Dann sehe ich jedoch etwa 200 m entfernt bei der scharfen Linkskurve mehrere Polizisten gestikulieren, den Verkehr stoppen, der von rechts aus der Bachstraße kommt und mich heranwinken. Ich denke dummerweise, dass dies eine Aufforderung zur Eile ist und werde prompt angehalten.

Ein freundlicher Beamter bittet um Führer- und KFZ-Schein, was mich fragen lässt, ob ich zu schnell war. Ja, bis zu 43 km/h hätte ich beschleunigt. Ich vermeide jeden Kommentar.

Mit der Kreditkarte kann ich allerdings nicht dienen. Denn im Tagesgeschäft nutze ich nur Banknoten und Münzen. Trotz Ökonomieprofessor Bofinger. Der hatte uns erheitert, weil ihn Frühlingsgefühle im Elfenbeinturm zu dem Aufruf trieben, das Bargeld abzuschaffen, um der Schwarzarbeit ein Ende zu machen. Dafür bekam er sogar von Kollegen im Rat der Wirtschaftsweisen eins auf den Deckel.

Also, da ich keine Kreditkarte zücken kann, muss der freundliche Polizist ein Überweisungsformular erstellen. Sorry, die Aktion war wohl gerade erst angelaufen, das dauerte, Formularsuche etc. Mindestens eine gute Viertelstunde.

Obwohl ich gebeten wurde, im Wagen sitzen zu bleiben und auf das Formular zu warten, stieg ich aus. Schließlich bin ich keine Pastorentochter. Ließ die Autotür erkennbar geöffnet und blickte düster auf meine heranfahrenden Honnefer Mitbürger. Etwa 20 verstanden und fuhren mit höchstens Tempo 30 vorbei. Missvergnügt musterte mich der Herr am Messgerät, ob ich mir etwa strafwürdig erlaubte, die Autofahrer durch Handzeichen zu warnen.

Wie gesagt, alle hatten verstanden — bis auf eine propere junge Dame. Die verriet auch durch ihren flotten Fahrstil, dass sie den mittäglichen Schmaus kaum abwarten konnte.

Sie wurde eingefangen und kam wohl nicht so preiswert davon wie ich mit meinen gerade 43 Sachen. Aber in ihrer Lage schien das Schlimmste, dass die hungrige junge Dame auf dem Parkplatz stillgelegt wurde. Und obendrein musste sie noch auf meine zähe Abfertigung warten. Statt mit ihrem Liebsten zu schmausen.

Von den vier anwesenden Herren, drei Polizisten und ein Verkehrssünder, brachte offenbar nur einer Mitgefühl für die junge Dame auf.